Leistungsprobleme bei erster Ausfahrt

Hallo Entengemeinde,

ich bin seit letztem Herbst Besitzer des Motorrades, daß mich als Student bei seinem Erscheinen mit dem Wunsch "will ich haben" versehen hat, weil Kardanantrieb und Reisemotorrad.
Nun einige Jahrzehnte später aus einer Laune heraus vom Händler (Kommission) gekauft. Händler hatte noch Vergaser synchronisiert, weil Leistungsabfall zwischen 3000 und 4000 Touren.
Im Oktober/November habe ich noch drei Tankfüllungen leer gefahren.
Bis dahin ohne Probleme.

Gestern nun folgendes Problem:

Motor ist normal angesprungen mit Choke, losgefahren, nach 5 km Chocke aus, alles gut.
Nach weiteren 4 km konstanter Fahrt 100/110 geht der Motor kurz in den Schiebebetrieb (kein Auspuffknallen) nimmt dann wieder Gas, geht wieder in den Schiebebetrieb, nimmt wieder Gas und die Intervalle werden immer kürzer. Dann Kupplung in der Fahrt gezogen und Motor geht aus, ausrollen zur nächsten Ackerausfahrt.
Von meinem Studentenmotorrad (Zweitakter) kannte ich das, wenn der Sprit zur Neige geht und auf Reserve umgestellt werden muß.

Kurz gestanden (2 min) gestartet, 2-3 Versuche ohne Choke bis zum Anspringen, alles wieder normal. Motor beschleunigt gut, keine Aussetzer. Nach 3 bis 10 km konstanter Fahrt im 5. Gang bei 110 wieder das Spiel von unfreiwilligem Schiebebetrieb im Wechsel mit Gasannahme und Ausgehen nach Kupplungziehen.
Pause - alles wieder normal.
40 km gefahren, 3 Zwangshalte. Benzinhahn Reserve oder offen egal.

Bei konstanter Fahrt um 80 km/h keine Neigung zu vorgenanntem Verhalten, Beschleunigung ohne Aussetzer, kein Ausgehen. Mein Verdacht: Benzinzufuhr?

Zum Motorrad:
EZ 1997, knapp 22.000 km, war und ist Carport-/Garagenfahrzeug, nicht gedrosselt.

Ich habe über den Winter diverse Verbesserungen durchgeführt (Variofußrasten, Heizgriffe, Risse und Schäden der 5*Verkleidung mit Harz und Glasseide repariert, festgerostete Verkleidungsschrauben gegen VA ausgetauscht, Krauserträger angebaut, USB-Steckdose neu, Reflektor Scheinwerfer gereinigt) und 2-3mal den Motor warmlaufen lassen - im Vergaser sollten also keine Verharzungen zustande gekommen sein.
Der Tank war zwischen November/jetzt randvoll. Im Tank sieht man nur blinkende Wände, also keinen Rost.
Luftfilter im Winter geprüft, war sauber, nichts beim Ausklopfen, Luftfiltergehäuse unverdächtig.
Batteriespannung i.O., Spannung während der Fahrt über 12 V.
Getankt immer Super ohne Ethanol.
Gaszug und Choke leichtgängig.

Frage:

Ich bin recht gut mit Werkzeug ausgestattet. Mir fehlt lediglich Erfahrung in der Motorradreparatur (25 Jahre Pause). Aber ich kann lesen und habe mir natürlich schon diverse Treads zu Benzinpumpe, klemmenden Schiebern im Vergaser etc. zu Gemüte geführt.

Wo sollte ich zur Fehlersuche zuerst ansetzen und welche Reihenfolge abarbeiten?
Am liebsten wäre mir natürlich die direkte Benennung des Fehlers , denn ich fahre doch lieber, als ich schraube.
Heute werde ich mir Kraftstoffsystemreiniger kaufen, denke aber, daß es das nicht ist.

Beste Grüße aus dem äußersten Nordosten, wo es def. kein Schraubertreffen gibt.

Danke für eure Tips im Voraus.

So, gestern Benzinpumpe getestet:
Mit extra Schlauch zurück in den Tank und die Pumpe mit Direktanschluß an Batterie knapp 2 min laufen lassen.
Keine Aussetzer und eine Fördermengen wie ein halb geöffneter Wasserhahn. Die Filter sind also scheinbar frei.

Die Belüftung im Tankdeckel sieht von unten frei aus. Mir ist nur der Luftweg im Deckel nicht klar. Kann innerhalb des Deckels etwas verstopfen und wenn ja, wie bekommt man das frei?
Werde bei passendem Wetter fahren und falls die Maschine wieder muckt, mal mit offenem Tankdeckel fahren.

Melde mich wieder, wenn ich mehr weiß.

Erstmal danken an alle Hilfsbereite.
Dieses WE soll es ja wieder wärmer sein, nachdem ich zu Ostern zweimal Schnee geschippt habe, um die Einfahrt frei zu bekommen.
Ich werde am WE mal die Tips der Reihe nach abarbeiten. Aber vorher kommen erst die Trainingsrunden mit dem Fahrrad, das geht vor ;-).

Die Nachströmöffnungen werde ich mir als erstes vornehmen....danach nochmal die Pumpe.

Glücklicherweise habe ich das Reparaturhandbuch im Original, so daß ich auch mal dem Tipp von @Koppitz nachgehen werde.

Ich lebe im Raum Greifswald.

Gruß

Frank

PS: Fällt mir gerade ein, der Hinweis für den Luftweg mit dem gelben Pfeil werde ich als Erstes nachgehen.
Ich hatte nämlich schonmal das Problem, daß mein Notstromaggregat zwar ansprang aber nicht durchlief. Nach längerer Suche hatte ich das (erste) Problem gefunden: Eine Wespe/Wildbiene/wasauchimmer hatte mir den Auspuff mit ihrer Brut (und Lehm) zugekleistert. Dasselbe dann nochmal mit einer Druckausgleichsöffnung am Vergaser. Beliebt sind auch die Schlauchanschlüsse von Gartenschläuchen über den Winter.
Eventuell ist es wieder so ein tierische Problem. Falls ja, liefere ich mal ein Foto.

So, kleiner Zwischebericht: Die Tankbelüftung ist es nicht.
Aslo heute rausgefahren, nach 6 km war das erste mal Schluß.
Also umgekehrt und zu Hause mal die Benzinpumpe umgangen und den Tank direkt angeschlossen. Danach war bereits nach 1,5 km Schluß und ich hätte beinahe nach Hause schieben können, weil die Batterie durch das viele Starten in die Knie ging.
Danach hatte ich keine Lust mehr, das schöne Wetter zu verschwenden und bin eine Trainigsrunde mit den Rad gefahren.
Morgen mache ich mal den Vergaser auf.

Nächste Etape: Vergaser lt. Reparaturhandbuch demontiert, gereinigt und Membranen geprüft.
Ergebnis: keine Verschutzungen in benzinberührten Teilen. Memranen heil und weich. Membranen des Luftabschltventiles ebenso i.O. Schwimmerhöhe regulär. Alle Düsen durchgängig. Alles wieder zusammengebaut,
Schieber gehen wie Butter. Wenn man reinbläst, gleiten sie nach oben und danach leicht gedämpft wieder nach unten.

Auch die Schwimmerventile sind frei (durchpusten) inkl. der Zuleitung zum Schwimmervenztil.

Werde heute nicht mehr dazu kommen, zusammenzubauen und eine Probefahrt zu machen.

Falls jemand noch eine Idee hat, was ich im aktuellen demontierten Zustand noch prüfen könnte.......

Zitat von Koppitz

Impulsgeber Spulenmessung

Zündfunken kommen, Kerzengesicht rehbraun.
Die Impulsgeberspulen werde ich noch durchmessen. Danach bin ich erstmal ratlos, falls es weiterhin nicht laufen sollte.

(Aber müßte bei fehlender Zündung nicht ab und zu das Gemisch in den Auspuff zünden (knallen)? Auspuffzündungen habe ich nämlich nicht.)

Zitat von Hiasl

Blöde Frage - nicht böde sein,
aber wie voll war der Tank als Du die Pumpe umgangen hast?

randvoll - oberkante Unterlippe, weil Überwinterung

Habe gestern sicherheitshalber nochmal die Filter vor den Schwimmerventilen kontrolliert - sehen wie Gold aus und sind klinisch sauber.
WErde daher erstmal alles wieder zusammenbauen und hoffen, daß das Problem durch Demontage/Montage verschwunden sein wird.

Geschlossener Benzinhahn war auch meine Überlegung, als ich an den Rand rollte, daher dort auch zuerst geschaut - aber war offen. Habe danach umgestellt von offen auf Reserve. Hat aber auch nur bis zurück nach Hause gereicht und auf dem Weg dorthin nur bis Tempo 50. Mehr hat der Gasgriff nicht gebracht, wenn ich vermeiden wollte, daß der Motor ausgeht. Hat sich für mich sehr nach verhungerndem Motor angefühlt, daher denke ich auch, daß es der Benzinnachfluß sein muß. Aber wie gesagt, die Vergaserzerlegung danach hat keine Hinerdisse in der Benzinzufuhr erbracht und die (herausschraubbaren) Düsen waren auch frei.

Zitat von FiveBucks

auch die Leerlaufdüse mit den vielen kleinen Löcher?

nein, noch nicht, danke für den Hinweis.
Der Vergaser liegt aber noch in der Küche, also noch alles einfach möglich....

Nachtrag, auch wenn es keine Auflösung ist:
Nach Reinigung Vergaser und Befolgung aller Ratschläge (einschl. Masseverbinder Rahmen), Durchmessen der Ründspulen etc. und nachfolg. Zusammenbau gab es bei einer Probefahrt keine Probleme mehr.

Wahrscheinlich das Phänomen, welches ich schon in meiner Jugend erkannte: ein Gerät funktioniert nicht, man baut es auseinander, findet keinen Fehler und nach dem Zusammenbau ist alles wieder palletti.

Vielleicht waren es nur Ablagerungen in den Vergaserdüsen - wer weiß.