Motor läuft unrund - Diagnose? Kolbenringe?

  • Hallo zusammen,


    ich habe bei meinem Zweitmotorrad ein Motorproblem... es wäre nett, wenn mir jemand bei der Fehlersuche helfen könnte.


    Kurz zum Motorrad:
    Cagiva Raptor 650 (Motor ist aus der Suzuki SV650), Bj. 2000, 40.000km, also grade mal eingefahren.


    Und jetzt zum Problem:
    - Beim Anfahren ging einfach der Motor aus (wie abgewürgt), seitdem läuft er unrund und mit wenig Leistung
    - Startet problemlos
    - Beide Zylinder laufen, der vordere hat aber deutlich weniger Abgasdruck als der hintere
    - der Motor macht an quietschendes / zwitscherndes Geräusch (nicht lokalisierbar)
    - Aus der Öleinfüllöffnung bläst es kräftig raus. Wenn man im Leerlauf den Verschlussdeckel öffnet, geht der Motor sofort aus und lässt sich nur widerwillig starten.


    Ich hatte eigentlich die Kolbenringe verdächtigt, ABER
    - Kompression ist auf beiden Zylindern gut! (13.5Bar)


    Was ist hier los??? Ich habe keine Lust auf Verdacht den ganzen vorderen Zylinder zu zerlegen.

  • Was genau meinst du mit "prüfen"? Druckverlusttest, Sichtprüfung? Wenn die undicht wären, müsste doch die Kompression zu niedrig sein? Hmm... kann ja schonmal die Nockenwellen freilegen, wird ja sicher was mechanisches sein.

  • Ich kenne mich nicht mit so vielen Modellen aus.
    Aber ist der Motor sinngemäß baugleich mit dem 1000er von Suzuki?
    In meiner V-Strom soll ja auch derselbe drin sein, wie in der SV.
    Von der V-Strom weiß ich, dass die 650er und 1000er eigentlich baugleich sind.
    Wenn das so ist:
    Bei den ersten Kilometern (laut Langzeittest von damals tlw. schon nach 6.000-10.000km) haben sich die Auslassventile extrem eingearbeitet und dadurch viel Ventilspiel verloren.
    Es gab den Tipp, die erste Kontrolle weitaus eher, als nach (ich glaube vorgeschriebenen 25.000) zu machen.
    Ich hatte meine als 1000er gekauft mit rund 26.000km.
    Ein Ventil war da schon nur noch bei 0,05mm.
    Der weitere Tipp lautet, die Ventile möglichst gleichmäßig einzustellen.
    macht man ja sowieso, aber die Werkstätten wechseln die Shims wohl manchmal nur bei Bedarf, d.h. wenn die Toleranz unterschritten wird.


    Als Anhaltspunkt:
    90 Grad V-Motor mit 4 Nockenwellen über Zahnräder im Kopf angetrieben.
    War echt ne Sch...ß Arbeit die Einstellerei, vor allem, weil die Nockenwellen raus müssen.


    Ob es nun wirklich daran liegt, weiß ich natürlich nicht, durch undichte Auslassventile sollte eigentlich kein Druck im Kurbelgehäuse entstehen...
    Ob man beim 1000er Motor die Kompression so einfach messen kann, wage ich mal zu bezweifeln, da die Nockenwellen so eine Art Fliehkraft-Dekompressionshebel haben, damit der Anlasser nicht so schwer arbeiten muss.
    K.A. ob die 650er das auch haben...

  • Hab auch schon gelesen dass sie Probleme mit den Ventilen haben, auch mit Brüchen usw. Hab meine bei 24000km bekommen und gleich das grosse Inspektionspaket selbst gemacht. Ventilspiel war perfekt, dito bei 36000km.


    Eigentlich spricht alles für die Kolbenringe, aber wie kann dann die Kompression stimmen? Oder pfeifts da nur unter Last, also bei Zündung, durch?

  • Klingt in der Tat eigenartig... wenn du Überdruck im Kurbelgehäuse hast, kann es eigentlich nichts mit den Ventilen zu tun haben.


    Können eigentlich nur die Kolbenringe sein... denkbar, dass sie nicht ganz hin sind so dass du noch Kompression hast, aber bei dee Verbrennung ein Teil da rausdrückt.
    Und wenn der Motor zwitschert würd ich da nicht lang rumexperimentieren, sonst versaust du dir ggf die Zylinderwandung. Je nach Können entweder zerlegen oder Werkstatt.


    Gruß
    Knallfrosch

    I reject your reality and substitute my own!

  • 40.000km, also grade mal eingefahren.

    Das ist kein Honda-Motor.... na egal.


    Die guten Kompressionswerte sprechen gegen einen Motorschaden. Ob das Blow-by wirklich ungewöhlich stark ist, weißt du das genau? Wer kontrolliert sowas schon wenn er nicht nen Verdacht hat. Dass der Motor bei offenen Öleinfüllstuzen ausgeht kann je nach Konstruktion der Entlüftung normal sein. Viele Motorradmotoren und nahezu alle Automotoren erzeugen im Betrieb einen Unterdruck im Block um evtl. Ölverlust u verhindern.... wenn da was undicht wird und keine Einsprittzanlage gegenregelt magert das Gemisch ab und der Motor geht aus bzw. läuft wien Sack Nüsse. -
    Nun gut, eins scheint ja mal sicher, er läuft nimmer wie er soll.
    Ich würde die gute Kompression erstmal als gegeben nehmen wenn du Zweifel hast höchstens noch einen Druckverlusttest machen (lassen), eh ich den Motor ausbaue und zerlege.
    Glaskugelmodus: Hast du dir mal die Ansaugseite genau angesehen, den ganzen Weg von der Drosselklappe bis zum Zylinderkopf? Ob da was undicht ist? Schläuche, Ansaugstutzen etc? Vielleicht mal alles bei laufendem Motor mit Bremsenreiniger absprühen.....

    Tunerlatein:
    nolite dare sanctum canibus neque mittatis margaritas vestras ante porcos ne forte conculcent eas pedibus suis et conversi disrumpant vos (Matth. 7,6)

  • Deine Glaskugel lag goldrichtig! :thumbsup: Ansaugstutzen ist eingerissen, daher kam auch das Geräusch. Die Hitze in den letzten Tagen war dem alten Gummi wohl zuviel. Das Blow-By ist anscheinend ganz normal, da habe ich mir einen Fehler eingebildet wo keiner ist. Vielen Dank! Ohne den Tip würde ich wahrscheinlich ratlos vor einem zerlegten Motor stehen.

  • Freut mich dass es so schnell und mit überschaubarem Aufwand ausging.


    Ich kann jedem nur mein "Zebra-Prinzip" ans Herz legen:
    Wenn du das klappern von Hufen vor deiner Tür hörst, könnte es ein Zebra sein.
    Wahrscheinlich ist es aber ein Pferd.

    Tunerlatein:
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  • Schließe mich den Glückwünschen an!
    Wobei, dass ein kaputter Ansaugstutzen zwitschert =O . Ich hätte vielleicht als Junge nicht auf so viele Rockkonzerte gehen sollen.


    Viele Motorradmotoren und nahezu alle Automotoren erzeugen im Betrieb einen Unterdruck im Block um evtl. Ölverlust u verhindern.... wenn da was undicht wird und keine Einsprittzanlage gegenregelt magert das Gemisch ab und der Motor geht aus bzw. läuft wien Sack Nüsse. -

    *staun* (womit ich nicht sagen will, dass ich das nicht glaube, sondern einfach noch nie was davon gehört habe)
    Wie das denn? Weil von der Kurbelgehäuseentlüftung in den Luftfilterkasten der Weg nicht durch den eigentlichen Luftfilter "verlegt" ist und insofern der Motor da kräftig dran "nuckelt"?


    Ich dachte immer, die Kurbelgehäuseentlüftung wäre eher zum Druckausgleich und um den blow-by loszuwerden... man lernt nie aus.


    Schönen Gruß
    Knallfrosch

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  • Weil von der Kurbelgehäuseentlüftung in den Luftfilterkasten der Weg nicht durch den eigentlichen Luftfilter "verlegt" ist und insofern der Motor da kräftig dran "nuckelt"?

    Wenn man wirklich Unterdruck erzeugen will ist weniger der Druckabfall am Luftfilter die Unterdruckquelle sondern man bedient sich am Ansaugrohr :).
    Kannst du soagr an deinem Auto gefahrlos erproben... im Leerlauf laufen lassen und Öldeckel lösen. Wirst erleben, den saugt es eher fest als dass es ihn abhebt. Und vermutlich wird er dannl aufen wie der beschriebene Sack Nüsse.
    Da haste dann bei der Gelegenheit sogar eine gar nicht so seltene Ursach für Laufmängel älterer Motoren kennengelernt... Falschluft über undichte Kurbelgehäuseentlüftung.

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  • Dann hatte ich wohl andere Modelle gefahren.
    Die haben meist eher aus dem Kurbelgehäuse rausgeblasen.
    Beim Auto kam mir eher der Deckel entgegengeploppt, als dass es ihn angesaugt hätte...
    Hatte noch kein anderes, das mir das Gegenteil bewiesen hätte.
    Aber machen wir am besten nicht wieder so ein Bundesgerichtshof-Urteil hier im Forum draus. ^^