Die Lagerung ist jedoch das Problem Nr. 1
Leider hast du hinsichtlich moderner Elektronik / Akkus sehr recht -- wir sind gerade dabei dort ziemliche "Altlasten" zu erzeugen.
Nebenbemerkung: neu ist das ganze nicht. Und auch nicht auf Elektronik bezogen. Wieviel Steinkohlekumpel hatten eine Staublunge? Und moderner, Uranbergbau in der DDR... Zum Stand vom 31. Januar 1997 wurden im Zeitraum 1952 bis 1990 5.275 Fälle von Bronchialkrebs durch ionisierende Strahlung als Berufskrankheit bei der Wismut anerkannt. Und wenn jetzt jemand behauptet "war ja die DDR" und dass in Südamerika, Afrika o.ä. bessere Umwelt und Arbeitsschutzstandards eingehalten werden als in Deutschland in den 50ern...
Bei Wasserstoff die Lagerung als das Problem Nr. 1 zu bezeichnen, halte ich für einen ziemlichen Euphemismus. Ja: Lagerung ist ein Problem.
Eher schlimmer hast du ein "Verteilungsproblem": Aufbau einer Wasserstoffversorgungsinfrastruktur, wie kommt das Zeug zum Verbraucher? Aufgrund der Drücke/Temperaturen, die du für flüssigen Wasserstoff benötigst, ist sowas wie ein Erdgasnetz für mich nur sehr schwer vorstellbar. Völlig tektonisch inaktiv ist Deutschland ja nicht.... Tanklaster/Schiffe sind natürlich denkbar (was dann indirekt auf das Lagerungsproblem (sicherer Transport großer Wasserstofftanks) zurückführt).
Dann die Frage, wie man Wasserstoff anwendet. Direkte Verbrennung dürfte auch wieder NOx erzeugen, also Brennstoffzellen. Da wiederum brauchst du einen Haufen Elektronik für den eigentlichen Antrieb (womit wir wieder oben, bei seltenen Erden wären -- ok, du brauchst keine Unmengen Lithium für einen riesengroßen Akku).
Und dann hast du im PKW/LKW noch die Frage, ob du die Leistung einer Brennstoffzelle überhaupt schnell genug steuern kannst.
Ich würde mal davon ausgehen, dass man insofern doch eher sowas wie einen seriellen Hybrid baut, bei dem die Brennstoffzelle in einem guten Lastpunkt läuft und Lastspitzen / Rekuperation mit einem mittelgroßen Akku läuft.
Was hast du dann gegenüber einem reinen Elektrofahrzeug gewonnen? Du brauchst einen kleineren Akku (dafür halt einen Wasserstoffspeicher, bei dem ungeklärt ist, wie "umweltkompatibel" der ist.)
Ich halte da (künstlich aus CO2 / H2O (und einiger Energie :-)) erzeugtes) Methan (oder auch langkettigere Kohlenwasserstoffe, was spricht z. B. gegen Moleküle in der Größenklasse von Iso-Oktan (aka Benzin :-)) für erheblich handhabbarer.
Deutlich weniger Stress bei Lagerung und Transport. Und Methan kann man (wenn man den bösen Verbrennungsmotor totmachen will) auch in Brennstoffzellen "verstromen".
So oder so ist der Haken, dass man für Wasserstofferzeugung (oder halt auch nachgelagerte, einfacher handhabbare Produkte, wie halt Methan), UNMENGEN von anderer Energie (i.a. halt Strom) braucht, weil die Prozesse auch nur eine gewisse Effizienz haben. Und der kommt ja nicht aus der Steckdose sondern aus
Kernkraft (kurzfristig meiner Meinung nach extrem umweltfreundlich, langfristig *hust, röchel*)
Thermischen Kraftwerken mit fossilen Energieträgern (witzlos, die kann man auch direkt(er) im PKW verwenden)
Wasserkraft (skaliert in Deutschland bei weitem nicht und dass sowas wie der Dreischluchtendamm umweltneutral wäre... *naja*)
Solar / Windenergieanlagen (ups, da wären wir wieder bei massiver Um/Wechselrichterelektronik mit bösen Materialien)
Ist ein wenig mit der Energieerhaltung -- man kann das Problem umformen, aber nicht loswerden, aber das schreibt ismanthey ja schon.
Und das bringt uns auf die Aussage von Michaels Prof zurück: man sollte vielleicht darüber diskutieren, ob das Ziel ist, 1,5 Tonnen Stahl möglichst schnell von A nach B zu bringen oder 120kg Mensch in einer sinnvollen Zeit.
Oder darüber, ob die 120kg Mensch überhaupt von A nach B müssen.
Insofern, wo auch immer es anwendbar ist (mir ist klar, dass es Berufe gibt, wo das schlicht nicht geht): Homeoffice machen. Ist eine win-win-win Situation.
Die Umwelt gewinnt.
Die Firma gewinnt (weniger Büroflächen notwendig, weniger feste Büroinfrastruktur)
Der Mitarbeiter gewinnt teilweise (keine auf der Straße verplemperte Zeit, dafür muss er zuhause heizen und hat ggf. das Problem zwischen Freizeit und Arbeit zu differenzieren).
Schönen Gruß
Knallfrosch
PS zu Miraculix: warum sollte der Mensch überflüssiger sein als andere Lebewesen? Der Mensch ist sicher das Lebewesen, das andere Lebewesen und die Basis des Lebens auf dem Planeten am massivsten gefährdet. Aber "notwendig" im eigentlichen Sinne ist nichts davon.
Was genau wäre schlimm daran, wenn die Menschheit einfach auffhört zu existieren (natürlich unter der Annahme, dass jemand in Kernkraftwerken u.ä. ordentlich das Licht ausschaltet)? Würde uns jemand vermissen? Ich sicher nicht...