Ich hatte in Spanien ab Malaga mal eine Yamaha MT-09 für 4 Tage gemietet, und damit habe ich mich auf den Straßen zwischen Mabella und Ronda ausgiebig ausgetobt. Das hat jede Menge Spaß gemacht, jedoch erschien mir das für Deutschland nicht geeignet zu sein - hierzulande meinen die Behörden das ernst, was so auf den Schildern steht, und die Straßen führen nicht nur durch einsame Berge, die man sich nur mit Gleichgesinnten teilen muss. Aber irgendwie wurde ich den Gedanken nie los, und die letzten Jahre habe ich immer mehr Zeit auf Motorrad-Touren im Ausland verbracht, meistens auch mit Anreise per Anhänger oder Autoreisezug.
Wer's nicht kennt: Die MT-09 ist ein etwas sportlicheres, 193 kg leichtes Naked Bike, mit einem auf Durchzug optimierten 850 ccm Reihen-3-Zylinder und 115 PS. Dank eines etwas simplen Fahrwerks lag der Neupreis anfangs bei sagenhaften 7000 Euro (8000 mit ABS).
Als die MT-09 dann 2017 ein Facelift bekam mit weniger schlechtem Fahrwerk, LED-Licht, Traktionskontrolle, Schaltautomat (Hochschalten unter Last) und weniger giftigem Ansprechverhalten, war meine Neugierde geweckt. Der Neupreis war jetzt bei 9000 Euro, darum hatte ich auf ein gebrauchtes altes Modell spekuliert. Da ich ein Sparfuchs bin, habe ich am unteren Ende des Preissegments gesucht, und für 4000 Euro leider nur Rotz gefunden. Optisch "inviduelle" Exemplare, denen man ihre Unfälle deutlich ansah, die aber erst auf Nachfragen zugegeben wurde, und als ich dann Mangel um Mangel gefunden habe, hatte ich echt keine Lust mehr. Da kann ich mir ja billiger selbst eine Unfallmaschine wieder gerade biegen, dachte ich.
Und so fand ich dann dieses Modell:
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Offensichtlich links weit gerutscht, und rechts sanft eingeschlagen, aber alles wesentliche war noch in Ordnung. Der Ersatzteilkatalog von Yamaha offenbarte günstige Preise: Motordeckel und Spritzschutz (lackiert) zusammen 320 Euro! Sonst nur Fußraste und Halteplatte links, sowie Kupplungshebel und Bremshebel am Lenker. Kleine optische Mängel wie die Minidelle im Tank und die Schrammen am Plastik des Scheinwerfers stören mich nicht weiter.
Ich habe 5700 Euro bezahlt und noch Werksgarantie bis 02/2020, aber keine Gewährleistung. Die Maschine war Vorführfahrzeug bei Yamaha Oberhausen. Ich habe sie bei einem freien Händler gekauft. Der Oberhausener Yamaha-Händler wird sich hoffentlich freuen, wenn er sie bald wieder sieht
Ich habe mir vorgenommen, es mit der Zubehörhölle dieses mal nicht so weit zu treiben wie bei den letzten beiden Motorrädern Sie soll auch nicht Allrounder werden oder die Versys beerben, sondern lediglich für eilige Auslandseinsätze mit Anhänger- oder Autoreisezug-Anreise dienen. Oder wenn ich irgendwann im Leben mal ins Kurvenreich umziehen solle. Darum bekommt sie auch ein - festhalten! - Saisonkennzeichen!
Die Reparatur des Motordeckel habe ich zusammen mit der Jahresinspektion direkt nach dem Kauf erledigen lassen - Kosten knapp unter 1000 Euro. Die Yamaha-Werkstatt hat mir bestätigt, dass jetzt außer Optik (Tankdelle, Minikratzer in Gabel und in Seitenverkleidung) und den angesprochenen Punkten nix mehr dran ist. Räder, Gabel Lenker sind i.O. - da war ich beruhigt, dass ich bei der Besichtigung nichts übersehen hatte.
Über den letzten Winter habe ich mich dann um Optik und Hebelei gekümmert. Dafür habe ich bis Ende der Saison 2018 Ruhe vor Inspektionen, bzw. kann mich nach 10.000 km entscheiden, ob ich die Garantie verlängern will, oder direkt in eine freie Werkstatt gehen.
Beim fahren fällt auf, dass das Motorrad echt klein wirkt, wenn man eine Reiseenduro (Versys 650) gewohnt ist. Das LED-Licht ist prima, der Schaltautomat butterweich auch bei Teillast, und das Handling wie das sprichwörtliche Fahrrad. Und wenn man Gas gibt, geht die Welt unter - also zumindest für die anderen Im Alltag ist es dabei ziemlich egal, welchen Gang man eingelegt hat. Man kann im dritten Gang hinter Autos her innerorts abbiegen, oder ihn auf der Autobahnauffahrt bis etwa 150 ausdrehen.
An Zubehör gab es bisher nur Sturzpads (Skateboard-Rollen und Gewindestangen), USB-Steckdose, Halterungen für Navi und Kamera, Griffschalen, Heizgriffe, Schlaufen für Gepäckverzurrung unter der Sitzbank und vor allem die flache, höhere Sitzbank vom "Street Rally"-Sondermodell.
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So harrt sie nun der Saison 2019, und wurde bisher - aus oben genannten Gründen, und weil der Wertverlust pro km noch sehr hoch ist - bisher nur 280 km bewegt. Die Versys fuhr seit 1.1.19 schon 5750 km. Und ich freue mich wie ein kleines Kind an Weihnachten auf die Pässe in Frankreich mit der MT-09!
Die Saison 2019 ist als Test gedacht. Wenn sie bleibt, kriegt sie noch "Fahrwerk" (ZX10R-Federbein passt und kann sogar eingetragen werden), und vielleicht Kettenöler, einen weniger häßlichen Kennzeichenträger, LED-Blinker, Windschild und den ganzen anderen Nippes