Stürzen und fürchten

  • @Leonidas


    Ich denke, ich kann es mir recht gut vorstellen und nachvollziehen, wie und was bei deinem Kurven-Upsala passiert ist.
    Das ist eigentlich ganz typisch......man hängt sich an einem etwas schnelleren Kumpel hinten dran, da er es so schön vormacht, fährt man schneller als gedacht.....und dann kommt eine Kurve, wo der Vorausfahrende sich vielleicht etwas verschätzt und dann seine 100% rausholen muss, es ein großer Vorteil ist das er die schwierige Kurve schon kennt oder sie ihm einfach sehr gut gefällt ......für den Nachfolgenden ist das wie ein Schock, plötzlich geht die "Rechnung" nicht mehr auf, man steht gefühlt "schlagartig" vor einer "viel zu engen Kurve"......dann laufen Notprogramme ab, wenn man die davor gut trainiert hat und "in Schuß hält", mit dem gefahrenen Moped, geht das gut......ansonsten nicht, dann ist das Angstbremsen-Moped stellt sich auf-und fährt gerade aus der Kurve.....fast Standard.
    Deine Blickführung kannst du in dem Panikmodus kaum mehr beeinflussen.....du hast praktisch schon vorher verloren, als das Schockerlebniss, das Notprogramm aktivierte.


    Deshalb, als Anfänger, FAHR DEIN TEMPO, komm ins Fahren und achte auf deine Kurvenlinie (sollte immer da sein wo das KURVENÄUSSERE Rad eines Autos fährt), bleib locker, Arme und Schulter locker.....ist es verkrampft oder du triffst die Kurvenlinie nicht....FÄHRTST DU ZU SCHNELL FÜR DICH!!


    Achte auf dein Tempo!



    Ein neuer BT45 ist sicher besser als ein 10Jahre alter, aber er macht es dir nicht einfacher.
    Dieser Reifen ist konstruktions-bedingt gehemmt, dir ein Grip-Gefühl zu geben (Trocken & vor allem im Nassen), er hat einen schmalen Grenzbereich (vor allem im Nassen), er stellt sich auf beim Bremsen, er erzeugt "Bewegung im Fahrwerk", er kann das "satte Ruhige" nicht und braucht mehr Druck um in die Kurve zu kommen.


    Ja, das ist alles machbar, ich kenne den Reifen, wenn man schon weiß wie es geht......und bei den modernen Reifen, geht das wie von selbst.


    Das alles beeinflusst massiv dein Fahrgefühl und -Vertrauen und wenn das nicht "mollig in der Mitte liegt" wird es enorm schwierig und gefährlich!
    Auch in einer ungewollten, unverschuldeten, plötzlichen Notsituation, ist das Vertrauen entscheidend, wie du bereits gemerkt hast.


    Mit gutem Vertrauen in DICH, dem Moped und Reifen....hättest du angebremst und weiter in die Kurven und Schräglage reingebremst und einfach, zwar vorsichtig und ruhig, in die Kurve umgelegt. Und ich sage dir, es wäre gut gegangen.
    Ohne Vertrauen, entscheidet dein Unterbewusstsein sofort auf "NOTPROGRAMM", deine rechte Hand greift in den Bremshebel und es wird "Standard", so wie oben beschrieben.


    Ich weiß, es ist schwierig, DEIN TEMPO zu finden.....aber es ist wichtig.....ich mach das immer so, wenn ich IN der Kurve nicht mehr eine Hand vom Lenker nehmen kann (Grüßen), bin ich nicht mehr in meinem Wohlfühlmodus (80%).
    Dann wird alles verspannt, die Arme werden steifer, halten sich zu sehr an Lenker fest und verkrampft, deshalb kann ich nicht mehr in einer Kurve Grüßen,......ich kann auch nicht mehr meine Ellenbogen beim Fahren "baumeln (locker hin und her bewegen)" lassen......dann bin ich zu schnell!


    Achte deshalb auf deine Lockerheit im Arm- & Schulterbereich, reduziere die angepeilte Kurvengeschwindigkeit, wenn du verkrampft, steif wirst....und achte auf deine Kurvenlinie (siehe oben), kannst du die nicht halten (Standard ist hier, viel zu frühes Einlenken), FAHR LANGSAMER, bis alles wie von selbst läuft!


    Sonst schaffst du dein Vorhaben nicht!

    Das ist meine ganz eigene Meinung und wenn das jemand anders sieht.....bitte gerne!

  • Sonst schaffst du dein Vorhaben nicht!

    Ich stimme dir bis dahin völlig zu -- aber hier übertreibst du. Muss nicht jeder Evel Knievel sein oder anpeilen.


    Ich kenne sehr, sehr wenig Leute, die Motorradfahren lernen wollten, die es nicht gelernt hätten.


    Ansonsten ist das nur eine Frage, dass man es so lernt und sich aneignet, dass man sich und andere nicht gefährdet. Ob die Kurvenlinie nun perfekt ist oder nicht, Hauptsache es macht Spaß und ist sicher.


    In Sachen Kurvenlinie ist das bei mir über die letzten 30 Jahre eigentlich lustig... ganz am Anfang mit Zweirädern über 50ccm bin ich immer auf der Kurvenaußenseite gefahren. Linkskurve nah dem Straßenrand, Rechtskurve nah der Mittellinie. "Nah" heißt: natürlich weit genug weg, dass ich nicht auf der Linie / dem Split, der da so rumliegt, gerutscht bin.


    Dann hab ich irgendwann das "Ideallinien"-Thema gelesen und jahrelang versucht, das zu optimieren. Aber ehrlich: funktioniert für mich nicht. In einer Linkskurve ist mir die Nase zu nah am Gegenverkehr, das "fahr vor der Kurve auf die richtige Seite" funktioniert zumindest bei Geschlängel bei mir eh nicht Und ich bin nicht der Typ, der ein- und dieselbe Strecke 10 mal hintereinander fährt, bis er sie "ideal" hat. Eine "Hausstrecke" habe ich schlicht nicht.


    Insofern mach ich mir da keinen Stress mehr und fahre tendentiell so wie es mir behagt und es einfach ist... eher auf der Außenseite der Kurve, vielleicht mit einem ganz leichten Anschnitt "grob" zum Kurvenmittelpunkt hin


    Ja: geschätzt sind 75% der Forumsgemeinde schneller als ich. Und wahrscheinlich 99% aller Superbike Fahrer. Und mich hat *gasp* sogar schonmal ein Auto überholt. (*)(**)
    Aber das ist doch nicht *mein* Problem, wenn die anderen sich über mich aufregen?(***)
    Wie sagt man so schön: "Stau ist nur hinten blöd."


    Schönen Gruß
    Knallfrosch
    (*) nachdenklich würde ich werden, wenn mich ein Traktor überholt. Oder ein Chopperfahrer.
    (**) mag auch dran liegen, dass ich immer wieder feststelle, dass ich wirklich selten, selbst wenn ich zügig beschleunigen will, das Gas bis zum Anschlag aufdrehe. Komisch irgendwie. Wenn ich dann bewusst vergleiche, stelle ich fest, dass ich bis wirklich knapp davor... weiß auch nicht warum.
    (***) ich bin eigentlich ein ziemlich ungeduldiger Mensch. Aber nicht im Straßenverkehr... mag dran liegen, dass ich früher als IT Dienstleister "on the road" war und vor/nach meinen 8 Stunden beim Kunden gern mal 2*300km auf der Bahn unterwegs war. Dass ich ankomme und mir dabei keinen Stress mache, ist mir irgendwie wichtiger als *wann* ich ankomme.

    I reject your reality and substitute my own!

    2 Mal editiert, zuletzt von knallfrosch ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne sehr, sehr wenig Leute, die Motorradfahren lernen wollten, die es nicht gelernt hätten.

    Hm, ich sehe aber sehr häufig viele, die es dürfen, aber nicht können. ;(

  • .aber "Kurvenäusseres Rad eines Autos" in einer Linkskurve...da hat deine Nase aber auch beachtliche Ausmasse.


    Die "Ideallinie" ist doch eher das Ding von der Rennstrecke, wo du für eine Linkskurve am rechten Rand anfängst, dann in der Kurvenmitte (wo man die auch immer genau ansetzt) am linken Rand (deines Fahrstreifens) bist und dann zum Kurvenausgang wieder zur rechten Seite rüberfährst. Siehe Wikipedia (englisch).


    Wobei der Witz halt ist, wie breit man seinen Fahrstreifen sieht... und das machen halt viele so, dass sie den linken Rand als "mein Helm ist grade so nicht über den Mittelstreifen" ansetzen. Und Einige als "mein Rad ist am Mittelstreifen" (das sind dann die, die ich immer mal frage, ob sie wenigstens einen Organspenderausweis dabei haben).


    Die von dir genannte Methode "fahre da, wo du das kurvenäußere Rad deines Autos hättest", beschreibt faktisch ziemlich exakt das, was ich heute i.a. tue, mit der Tendenz, auf der geraden eher da zu sein, wo die linken Räder des Autos wären.
    Schönen Gruß
    Knallfrosch

    I reject your reality and substitute my own!

  • Hm, ich sehe aber sehr häufig viele, die es dürfen, aber nicht können.

    Die Frage ist halt, wo man "können" ansiedelt.


    Ich sag mal so: um Kinder zu bekommen, braucht man keine Prüfung zu machen. Trotzdem machen das viele Leute -- einfach so.
    Dafür ist die Quote von verstorbenen Kindern / welchen, die Psychopathen werden eigentlich überraschend gering.
    Offenbar ist das also nicht ganz so schwierig / man braucht dafür weniger Qualifikation als man so annehmen könnte.


    Genauso: meine Mutter fährt seit knapp 50 Jahren unfallfrei Auto und sie hat bis heute nicht verstanden, wie "rechts vor links" funktioniert.
    Auf dem Papier schon, in der Realität umsetzen? Vergiss es.
    Stattdessen ist sie stets dermaßen bremsbereit, dass sie immer anhalten kann, wenn ihr da mal wieder so einer die Vorfahrt nimmt... komischerweise kommen die meist von rechts...
    Ja: dann schimpft sie wie ein Rohrspatz, dass die anderen fahren wie Idioten...



    Insofern sind weniger die, die "dürfen, aber nicht können" das Problem als die, die "glauben es zu können, aber es nicht können".


    Schönen Gruß
    Knallfrosch

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  • @knallfrosch


    Ich habe mit Absicht "Kurvenlinie" geschrieben, weil ich NICHT die Rennsporttechnische "Ideallinie" gemeint habe!!


    Deshalb hab ich auch die Kurvenlinie mit "da wo das KURVENÄUSSERE Rad eines Autos fährt" beschrieben.....das ist weit weg von Ideallinie.


    Meine angesprochene Kurvenlinie, kann man auch als "Sicherheitslinie" beschreiben und entspricht ungefähr deiner angesprochenen, "50ccm-Kurve-ganz-aussen-Linie".


    Rennsporttechnische Ideallinie, hat meiner Meinung NICHTS auf der Straße zu suchen.....wer die fährt, fährt nur mit "Glück auf Zeit", ......nicht sicher.


    Die Kurvenlinie ist die Sicherheitslinie, die das "späte Einlenken" braucht, dafür sorgt, dass du komplett, IMMER auf deiner Seite bleibst, auch dein Oberkörper......das ist meiner Meinung mindestens genauso wichtig wie die "Vollbremsen in allen Lebenslagen"-Fähigkeit.


    Wenn diese beiden Fertigkeiten sitzen, Vollbremsen & Sicherheitslinie in allen Kurven,......ist auch sicheres Fahren möglich.


    Ist die Sicherheitslinie aber nur vage in der Anwendung ODER das Vollbremsen nicht in guter Übung, praktisch nur in der Fahrschule oder Sicherheitstraining geübt......fährt man mit Glück, strapaziert seinen Schutzengel.
    Sicheres Fahren bedingt diese beiden Fähigkeiten.


    Andere Fahrfertigkeiten verbessern das Fahren, machen es aber nicht wesentlich sicherer.
    Sicherheitslinie & Vollbrems-Kompetenz sind die Voraussetzung dafür, alles andere kann nachher kommen.


    Die Ideallinie im öffentlichen Bereich, ist die Sicherheits-Kurvenlinie.

    Das ist meine ganz eigene Meinung und wenn das jemand anders sieht.....bitte gerne!

    2 Mal editiert, zuletzt von Kurvenguide ()

  • Ich glaube das Leon so langsam Angst bekommen muss, wenn er denn liest was alles am besten wäre. (ist nicht so abwertend gemeint, wie es sich vielleicht lesen mag)
    Ich will auf keinen Fall etwas "kaputt" reden, die Tipps sind alle ganz sicher wert erwähnt zu werden.


    Aber mal Hand auf Herz .. wenn ich mir hier den Altersschnitt ansehe ... wie viele haben als Anfänger das Fahren mittels
    Sicherheitstraining gelernt ? Ich denke mal das dürfte überschaubar sein,


    Und die Fahrschule scheint ja bei ihm eben erst vorbei zu sein. Ich glaube nicht, dass er sich dort andauernd auf die Seite gelegt hat.
    Dann sollten die Fehler doch eingrenzbar sein .... sehr schlechte Reifen ... ungewohntes Motorrad .... schlechte Selbsteinschätzung durch
    seinen vorrausfahrenden Rennfahrer, dem er folgen wollte.


    Ich meine wenn er die Tipps berücksichtigt erst einmal neue Reifen... dann trockenes Wetter .. und dann Üben auf einer Freifläche ... dann kommt das von alleine.
    Ich bin auch anfangs sehr ängstlich in die Kurven gefahren und habe die Maschine gedrückt und mich eher aufrecht gehalten. Das kommt von alleine, wenn man sich mit "seiner"
    intakten !!! Maschine erst einmal auseinander gesetzt hat.


    Gruß
    Ralf

  • Mit 10 Jahre alten Reifen hat auch ein erfahrener Könner eine gute Chance bei Regen aufs Pflaster zu schlagen. Alles wad die Maschine hält und bremst hat Vorrang vor chic und Tuning.
    Also gute, moderne Reifen her, Kurventechnik und Blickführung üben, dann wird's auch klappen. Bei meinem Sohn hatte ich auch mal Bedenken, ihm eine 88er Nte anzuschnacken, aber die wurde technisch top gemacht und er hatte immer Spaß damit. Sogar so viel Spaß, dass er nun zusätzlich MT09SP fährt.
    Nie aufgeben :thumbup:

    DLzG, RedRider


    Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen ;)
    Nte gut, alles gut

  • Knallfrosch hats aufn Punkt gebracht: Spaß muss es machen und sicher sollte es dabei sein.


    Die Käuferin von mattes seiner Maschine fährt auch einen ganz anderen Strich als ich. Dabei hat sie ihren Lappen viel länger als ich (mit Pause) und auch nach langer Urlaubsfahrt dieses Jahr ist sie immer noch gemütlich unterwegs. Der Vorteil: Die NTV braucht bei so einer Behandlung nur 4,5 L. Bei mir nimmt sie sich locker nen Liter mehr, wohlgemerkt alles mit meiner Maschine gemessen.


    Sorry, aber die ganzen Auswüchse über richtige Linie etc. helfen meist doch nur dem Schreiber...
    @RalfWHV hat das ja schon auf den Punkt gebracht.


    Neue Reifen, mal ein Fahrsicherheitstraining und gut ist. Der Rest kommt schon alles.


    Und ob jetzt die Raste kratzt oder ob die Autos überholen ist doch voll egal. Nur sollten beide in einer Gruppe vorher mal übers Tempo reden, dann passt auch das.

  • Bei Leons zweitem Ausflug in die Botanik war ja, wie er selbst reflektiert, das Dranbleiben am Vordermann zumindest mit Schuld.


    Daher für Gruppenfahrten: "Sch... drauf, wie die anderen fahren..


    Ich fahr in solchen Gruppen am liebsten hinten. Zwar kann/ darf/ müsste ich das Gas am meisten aufdrehen, wenn ich dranbleiben wollte, aber eben das kann ich alleine entscheiden und habe keinen Drängler hinter mir. Und wenn man vorher einen Treffpunkt vereinbart hat, dann finde ich da im Bedarfsfalle schon hin...


    Daher der meines Erachtens nach sehr wichtige Tipp:


    Über sein Tempo entscheidest du ganz allein, sonst niemand!

    Nach 5 Enten nun (fast) nur noch mit Kleinfahrzeugen unterwegs:

    Honda SH 300i und Royal Enfield Meteor 350.

    Ende Juni 2023 kam nun noch eine NC 750S DCT dazu, die nahezu perfekte Mischung aus Roller und Motorrad....

    Die Enten haben auf ewig einen Ehrenplatz in meinem "Schrein der guten Erinnerungen'".

    oio

  • Bei Leons zweitem Ausflug in die Botanik war ja, wie er selbst reflektiert, das Dranbleiben am Vordermann zumindest mit Schuld.

    Ich fahr in solchen Gruppen am liebsten hinten. Zwar kann/ darf/ müsste ich das Gas am meisten aufdrehen, wenn ich dranbleiben wollte

    Über sein Tempo entscheidest du ganz allein, sonst niemand!

    erstens lag es an den alten Reifen :(


    zweitens in einer Gruppe fährt der langsamere immer voraus und wenn die Gruppe groesser als zwei Mann ist in der Mitte ;)


    drittens nur so schnell fahren wie dein Schutzengel fliegen kann :)

    scheen Gruaß Hans 😊

    JT: 2010 Bernkastel/ Kues/2011 Neidenberga/2012 Titisee + geile Sau-Tour/2013 Antweiler + blaue Zipfel/2014 Drangstedt/2015 Neidenberga/2016 Creglingen/2017 Weidenbach + Heuabschiedstour/2018 Neidenberga/2019 Drangstedt/2021 Weidenhof-Herbsttour/2022 Heidenheim + Weidenhof Herbsttreffen/2023 Weidenhof-Herbsttreffen

  • Mir sind eure Ratschäge alle viel zu "verkopft"... und genau der Kopf hat ihn ja schließlich auch abfliegen lassen.
    Videos, Bücher, Ratschläge... mein Vater war Fahrlehrer (und vorher Pilot im Krieg) , der pflegte immer zu sagen "glaubt jemand mit ner Gebrauchsanweisung ein Flugzeug fliegen zu können?".
    Erfahrung kommt von "fahren" und gerade Mopedfahren ist was intuitives, fast wie laufen. Wollt ihr nun analysieren wie der aufrechte Gang funktioniert und ne Anleitung formulieren wann welcher Muskel zum Einsatz kommt?
    Nee, lasst mal. Ein paar neue Reifen aufs Moped, bitte erspart mir die nächste Diskussion über den "einzig brauchbaren" und dann fahren, fahren, fahren. Mein Tipp ist, sich zuerst mit dem Moped vertraut machen. Pfeif auf Linien, einfach Fahrbahnmitte und erstmal ins Moped reinspüren, also so langsam fahren dass man sich nicht auf den Straßenverlauf konzentrieren muss. Ein Moped ist im Idealfall irgendwann sowas wien alter Turnschuh, vielleicht sogar wie ein Körperteil.... man merkt nicht mal mehr dass es da ist.
    Das Tempo kommt später von ganz allein... und dann könnt ihr meinetwegen noch Linien feilen und mitm Knie schleifen.

    Tunerlatein:
    nolite dare sanctum canibus neque mittatis margaritas vestras ante porcos ne forte conculcent eas pedibus suis et conversi disrumpant vos (Matth. 7,6)

  • Ja, da hat @Michael RC31 recht, "Erfahrung kommt von fahren" und das ist das einzig Wahre.
    Wenn möglich auf nicht allzu schnellen, aber doch stark kurvige Strecken, mit möglichst wenig Verkehr oder anderen Störfaktoren.


    Um dabei den "Lernfaktor" möglichst hoch halten zu können, ist das Fahren mit dem eigenen Speed wichtig, nicht drängeln lassen und nicht gebremst werden, sodass du dich ganz auf dich selbst konzentrieren kannst.
    Gruppenfahrten sind dem Ganzen dann nur förderlich, wenn du wirklich DEINEN SPEED fahren kannst, ob schneller oder langsamer.


    Dein "eigener Speed" ist auch eine gute Grundlage für "easy going, entspannte Einstellung und Körperhaltung", was ganz wichtig ist.
    Das selbstverständliche Fahren, ohne darüber nachdenken zu müssen, wie das Laufen und Gehen, mit einem bekannten "alten Turnschuh", wie Michael es ausdrückt, ist das Ziel....das ist der perfekte Zustand, egal mit welchem Speed!


    Wenn du dir oft Gedanken oder Sorgen, während dem Fahren, machst, machen musst, deine Gedanken ständig beim Moped sind oder wie du die nächste Kurve noch kriegst.......stimmt was nicht und du bist meist zu schnell für dein Wohlbefinden.
    Cooldown, Speed runter, bis alles wieder wie das Gehen, Laufen im gewohnten Turnschuh (ein hochkomplexer Bewegungsablauf), wie von selbst abläuft.


    Deine Mopedfahr-Fertigkeiten und -Fähigkeiten, die nötigen Reaktions-Algorithmen sind im Unterbewusstsein angesiedelt, das ist der Chef aller automatisierter Bewegungsabläufe, Reflex-Reaktionen und bestimmt dein Umgang mit dem Moped.
    Das Unterbewusstsein kann aber nur "dazulernen" wenn es nicht im Panik-, Limit-, Notfall-Modus ist.....es lernt am Besten, wenn alles gefühlt im easy-going Modus läuft.


    Da die Gefühle auch im Unterbewusstsein "wohnen", ist das auch eine gute Orientierung, wenn das Gefühl "angespannt, nervös" wird, der Speed ein "das wird eng Gefühl erzeugt", man gefühlt nah am Limit agiert.......ist das Unterbewusstsein nicht mehr im Aufnahme-Lern-Modus, sondern im Erstfall-Überlebens-Modus.


    Immer lässig, ruhig und entspannt, ohne Stress......gefühlt wie Schlendern, Spielen und Geniesen....dann wirds besser und sicherer.

    Das ist meine ganz eigene Meinung und wenn das jemand anders sieht.....bitte gerne!

  • Da die Gefühle auch im Unterbewusstsein "wohnen", ist das auch eine gute Orientierung, wenn das Gefühl "angespannt, nervös" wird, der Speed ein "das wird eng Gefühl erzeugt", man gefühlt nah am Limit agiert.......ist das Unterbewusstsein nicht mehr im Aufnahme-Lern-Modus, sondern im Erstfall-Überlebens-Modus.

    Top! Wieder einmal sehr gut von dir beschrieben!
    Auch wenn´s immer etwas dauert, bis man alles durchgelesen hat :D ... aber alles gut! Keine Kritik! :thumbup:

  • Irgendwie auch logisch, dieser Sachverhalt.


    Wenn man mit echt schnellen und guten Fahrern unterwegs ist, sieht man es ganz deutlich, da kann man diese Zusammenhänge richtiggehend studieren.


    Wenn die in ihrem Genießer -, Wohlfühl -Modus unterwegs sind.....erscheint das für Normalos, Anfänger als "Rasen, hirnloses Speeding, fast selbstmörderrisch....".


    Kuckst du genau, siehst du, wenn es wirklich Können und Genuß ist (nicht nur Mut), den bringt nichts durcheinander, reagiert auf kleine Rutscher, wie wenn du mit dem Schuh beim lässigen Traben auf einen kleinen Stein steigst, hat den vollen Überblick, agiert mit stabilen Sicherheitslimit, wird von Störungen nicht überrascht......er geht praktisch "spazieren", er macht sich kaum Gedanken übers Fahren, hat seine Aufmerksamkeit fast komplett für die anderen, für die "Problemstellen", übrig und deshalb ist er auch vollkommen fehlerresistent, obwohl er so flott fährt.


    Ein mutiger Fahrer, der am persönlichen Limit agiert, deutlich oberhalb seines Wohlfühl-Schlenderlimits fährt, aber genauso schnell.....bei dem siehst du immer wieder Fehler, "gerade noch Glück gehabt"-Situationen, "Engstellen".....bis hin zu Harakiri-Aktionen, da er eh schon nicht mehr auf sein Gefühl hört und achtet, einfach nur mit Mut & Kraft agiert.
    Das muss nicht lange gut gehen.


    BEI JEDEM SPEED-LEVEL IST DER WOHLFÜHL-GENUß-BEREICH, DER WESENTLICH SICHERERE, DER NACHHALTIGERE.


    Bei den wirklichen Könnern, sieht man es nur so gut, mit deutlichen Unterschieden, ist es regelrecht "sichtbar".


    Die ballern um eine Kurve und wenn da eine große Ladung Sand liegt (z.B.), die bleiben ruhig, haben viel Kapazität frei für diese "Problemstelle", regeln das aus, wie einen Stolperer beim Gehen.....und fahren einfach weiter.


    Für den mutigen, Angespannten......wird das nicht so sein. Entweder 100%-Ausfall oder mit Glück und SEHR GROßEN AUGEN.
    Für ihn ist das ein Limiterlebnis, mit Schock- und Not-Reflexaktionen. Sein Unterbewusstsein schaltet sofort, beim Anblick des Sandhaufens, unvermeidbar auf Notfall-, Panik-Modus, weil es spürt, das persönliche Limit war vorher schon erreicht, kein Platz mehr für sowas, kein "Ruhig bleiben".


    Wohlfühlen, genießen kann dein Unterbewusstsein nur, wenn es genug Sicherheitspolster spürt.

    Das ist meine ganz eigene Meinung und wenn das jemand anders sieht.....bitte gerne!

    4 Mal editiert, zuletzt von Kurvenguide ()

  • Hallo!
    Eigentlich ist ja schon alles gesagt und es hat super Ratschläge gegeben.
    Ich war letzten Sommer auch mit einen Wiedereinsteiger ( 16 Jahre Pause) unterwegs.
    Habe also schön langsam gemacht, ihn immer passend im Rückspiegel.
    In mancher schönen Kurvenstrecke gab es dann folgende Absprache :
    Ich fahre jetzt mal mein Tempo, wenn du mich nicht mehr siehst fährst du mit deinem Tempo weiter.
    So kam er erst garnicht in die Versuchung mein Tempo mitzugehen.
    Bei passender Gelegenheit habe ich dann auf ihn gewartet.
    So hatten wir beide was von der Tour und es hat super geklappt!


    Thema Reifen: Der BT 45 ist in meinen Augen alter Schrott. Seit ich den T30 evo habe ist die NTV ein neues,
    besseres Motorrad und dem BT45 in allen Belangen überlegen.


    Gruß, Dieter

    Motorradfahren ist (er)leben mit allen Sinnen

    • Offizieller Beitrag

    Moin.


    So ähnlich handhabe ich das auch. Wichtig ist auch wirklich oft zu fahren, um eine Routine reinzukriegen.
    Und wenn es auch nur 30 Minuten nach Feierabend sind. Dieser Kurvenkasper rappelt sich nach einiger Zeit immer wieder auf. Ich merke das selber.
    Ansonsten nehme ich Anfänger und Wiedereinsteiger recht gerne unter meine Fittiche, solange die vernünftig sind. Ich konzentriere mich dann umso mehr auf einen flüssigen Fahrstil und gute Kurvenlinie, wenn ich die hinter mir herfahren lasse. Wirklich nicht zu schnell und mit moderater Schräglage...einfach dahinswingen...locker...ohne Druck. Ich glaube, ich bin unentspannter, wenn "Profis" hinter mir fahren und ich die anführen soll. :D


    Die Tochter eines Kumpels hat hier ihr erstes Moped gekauft und freue mich eigentlich jetzt schon auf die "Flughilfe" im kommenden Jahr.


    Aber wie dem auch seih, ich hoffe die hier geschriebene Therapie schlägt gut an. Es ist schwer wieder zu Vertrauen.


    Gruß Maik