Morsche in die Runde,
heute nachmittag war ich mit der Ente in Ffm. Ich wohne auf dem Land. Wie ich hier schon geschrieben hatte, nutze ich das Moped zu 95% als Fortbewegungsmittel um von A nach B zu kommen. Ich hab keinen Bock auf Keksdose, Parkplatzsuche und Stau. Natürlich waren bei dem Wetter jede Menge Motorräder unterwegs. Auch in der Stadt selbst. Dabei ist mir mal wieder aufgefallen, dass es anscheinend fast nur noch Hobby- und Freizeitfahrer gibt. Nun zähle ich mit meinen jugendlichen 59 Jahren zur "Alter-Sack-Fraktion". Ich bin in den 90ern als selbstständiger Motorradkurier jeden Tag minimum 250 km gefahren. Da es meistens gedrängelt und irgendwer auf irgendwas gewartet hat, hatten wir eine, sagen wir mal, kreative Fahrweise und entspannte Auslegung der StVO, ohne jemanden zu gefährden oder über Gebühr zu belästigen. Wie es beispielsweise in den Mittelmeerländer üblich ist. Und zu dieser Zeit von einem großen Teil der Mopedfahrer auch hier so gemacht wurde. Auch heute sehe ich es nicht ein, mich hinter 10,15 Dosen an der Ampel anzustellen um dann doch wieder vor Rot zu stehen, weil ein paar Deppen das Handy nicht schnell genug weg gelegt oder gepennt haben. Die Straßen sind breit, die Ente ist schlank, es gibt Busspuren, so dass man meistens in der Pole steht. Es sei denn, die Rennleitung steht auch in der Schlange.
Nun habe ich heute die verschiedensten Mopeds gesehen. Tonnenschwere Enduros, die den Namen nicht verdienen, in vollem Reiseornat, aber blitzsauber und ordentlich in der Reihe, Harald-Detlevson, mit Hardcore Outlaws drauf und Screaming Eagle Tüten dran (im Stau😅), Joghurtbecher mit offenen Akrachpovich und Zuckungen in der Gashand, ebenfalls eingereiht, zwei alte Hondas, CB 750 K1 und CB 400 ebenfalls bei 22° und Luftkühlung im stehenden Verkehr. Ich hatte den Eindruck, dass ich mit der mattschwarzen Ente, in optisch schlechtem Pflegezustand, Wachsklamotten und Redwings viele missbilligende Blicke und Kopfschütteln geerntet habe. Gerne machen dann auch die Hobbyfahrlehrer und -polizisten offensichtlich absichtlich die Lücke zu. Jaaa, ich weiss, mittendurch ist ein NoGo, Busspuren auch. Aber ich produziere doch weniger CO 2 und Krach wenn ich flüssig im 5. leise durchrolle, selten stehe und schneller durchkomme. Nehme weniger Platz weg als jede Dose. Vom Verbrauch ganz zu schweigen. (Zu Zeiten des teuren Sprits im Schnitt 4,5 Liter)
Bin ich zu alt für die heutige Zeit? Zu pragmatisch? Wie seht ihr das? Wie handhabt ihr das? Gehöre ich zur aussterbenden Gattung der Motorradfahrer? Ich bezeichne mich weder als Biker, noch als Cruiser, noch als sonst irgendwas Gruseliges, nur um dem Kind einen Namen zu geben. Ich fahr Motorrad mit allen Vor- und Nachteilen. Und ich werde mich definitiv nicht der, anscheinend neuen, Zeit anpassen.
Gruß daheim.
Farid