Heute freue ich mich über:
Das ist Kai!
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Es sieht nicht so aus, aber Kai ist Biker. Er hat ner Sevenfifty und bis vor 12 Jahren drehte er seine Runden, nach Möglichkeit jeden Tag.
Er liebt sein Mopped und ist immer wieder erstaunt was für ein tolles Mopped das ist: Gutmütig, schnell nach Bedarf, tolles und sicheres Fahrwerk, und das Bike sieht gut aus.
Eines Tages, vor etwa 12 Jahren, macht er morgens eine kleine Tour. In einer Kurve überholt ihm sein Hinterrad, stellt sich wieder auf und schleudert Kai in die Pampa.
Kai landet Kopf zuerst, es macht Knacks und dann ist Ruhe.
Er bleibt bei Bewusstsein und merkt sofort dass da was nicht stimmt. Es folgt natürlich Krankenhaus und Verlegung zur Querschnittzentrum in Hamburg, da wo alle hinkommen mit angeknackster Rücken, Paraplegiker und Tetraplegiker. Kai ist jetzt Tetra. Heißt er kann Arme und Beine nur noch geringfügig bewegen und spüren. Die Signale von Arme und Beine kommen nicht mehr ganz sauber zum Kleinhirn. Folge davon ist auch eine ziemlich starke Spastik und häufige Schmerzen an Füße und Beine.
Erst einmal braucht man dann Jahren um sich mit seinem neuen Leben an zu F
reunden und dies neu zu organisieren. Die Frau hat Adios gesagt, Beruflich wird umgeschult. Weil sein Kopf noch prima funktioniert ist er jetzt Berater, gesetzlicher Betreuer und Motivationscoach mit 24-Stunden Unterstützung, Männer und Frauen die ihm Arme und Beine ersetzen.
Heutzutage fährt er kein schnödes Zweirad mehr, sondern ist mit einem sechsrad- allwheeldrive unterwegs, womit er sogar im Wald gut voran kommen kann. Ein geiles Gerät, aber leider ein bisschen langsam (da gibt’s doch bestimmt ein bisschen E- Tuning ;-)). Ab dem Frühjahr schaut er jedes vorbeifahrendes Motorrad hinterher und erinnert sich an seine Runden mit seiner geliebte Sevenfifty!
Was er enorm vermisst ist natürlich das Motorradfahren, aber da ist nix zu machen. Als wir uns im Frühjahr bei einem Seminar getroffen haben, hatten wir sofort eine tolle Ebene. Kai ist ein toller und vielfach interessierter Mensch mit dem man gute Gespräche haben kann. Als wir über seine Honda sprachen, glänzten seine Augen! Ach, er hat sie noch immer, seine Sevenfifty steht seit 12 Jahren in eine Garage, die nicht immer trocken ist, ziemlich verwarzt und noch immer beschädigt.
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Sein größter Traum wäre es, das Teil wieder zum Leben zu erwecken, ein Spezialgespann dran zu bauen und wieder damit mitfahren zu können.
Zweitgrößter Traum: das Teil reparieren und bei ihm ins Wohnzimmer zu stellen. Damit er jeden Tag auf das schöne Möpp schauen kann.
Der erste Traum ist ja möglich, aber sehr üppig, finanziell und arbeitstechnisch.
Der Zweite, sehr gut möglich, auch in kurzer Zeit mit wenig Geld. Wer könnte das wohl machen… „ich“, schrie der Schrauber-Jeck Floris!
Also schickte Kai mir nach dem Kurs Bilder von sein Möpp und nach Abstimmung wurden Teile bestellt.
Letzten Sonntag war es dann soweit: der Kofferraum voller Werk- und Putzzeug, Öl und Schmiermittelchen, Politur und feiner Stahlwolle.
Mein Auge sah sofort, Fahrfertig würde ein bisschen mehr Zeit in Anspruch nehmen, aber mit ein paar zugekaufte Teile könnte man die Dame schon wieder für die Welt hübsch machen.
Nachdem die Reifen aufgepumpt waren, ließ sich das Teil wieder gut schieben.
Leider hatte ich noch Dampfstrahler noch Kompressor zur Verfügung, kam also erst einmal die Waschbürste, warmes Wasser mit viel Spüli und Bremsenreiniger zum Einsatz.
Die Front war vollgesaut mit Gabelöl aus dem linken Holm, der Rest einfach vollgestaubt und überall ein bisschen Rostansatz auf den Chromteile.
Nach 3 Stunden Wienern war die Fuhre wieder einigermaßen vorzeigbar.
Kai hatte alle notwendige Teile günstig eingekauft, nun mussten Rücklicht, Heckteil, Tacho, Blinker und einige andere Teile de- und Montiert werden.
Alle Lackteile wurden nochmal nachpoliert, neue Blinker (ohne Kabel) vorne montiert, der Lenker mit einem zwei- Meter Rohr ein bisschen gerichtet und vor allem die Rostpickel von der Gabel entfernt, so gut es ging.
Dabei mussten wir feststellen dass falls die Honda wieder auf die Straße sollte, die Gabel komplett überholt werden musste, zumindest die Standrohren waren durch Rost beschädigt.
Auch das Tachogehäuse war vollkommen gebrochen und bis auf die Hintere Abdeckschale und die Uhren selbst unbrauchbar.
Die Seitendeckel und der Ventildeckel des Motors haben starke Korrosionsschäden.
Aber das stört Kai nicht, „es war ein Alltagsmotorrad, braucht nicht perfekt zu sein!“
Da der Tacho nicht repariert werden konnte, habe ich diesen mit nach Hause genommen!
Dann folgte die Einweihung: die Honda wurde im Wohnzimmer geschoben.
Vorher musste das Laminat, kurz zuvor von einem Osteuropäischen Könner verlegt, neu zugeschnitten werden, damit sie ohne Hügel in der Mitte liegen konnte.
Mann, sieht das geil aus!! Bis auf der fehlende Tacho sieht das Bike so aus als könnte sie sofort auf die Strasse!
Kai war außer sich vor Aufregung.
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Und wollte partout auf seiner Sevenfifty drauf. Logisch, wird gemacht Cheffe!
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Zusammen mit Steffen, sein super sympatischer Unterstützer haben wir Kai aufs Mopped gehoben.
Spannend war es die Spastik, die seine Beine zusammendrückt, zu lösen. Mensch haben die Muskeln eine Kraft, enorm!!
Aber nach einige Minuten Saß Kai auf seinem Motorrad, das erste Mal nach 12 Jahren. Kais Lächeln sagt alles, oder??
Das war so ein geiler Moment für diesen Motorradfahrer!!
So konnte er einiger Zeit auf seinem Motorrad sitzen und genießen, ich habe mich so für ihm gefreut!
Nachts bin ich zurück nach Hause gefahren und habe noch viel über Schicksal und wie das Leben so kommt nachgedacht.
Ich weiß nicht ob ich an Kais stelle das Leben noch so genießen könnte wie er es tut, finde es faszinierend welche Lebenskraft und Mut er hat.
Er lässt, trotz aller Gegenwind im Leben und die wenigen Möglichkeiten die sein Körper ihm bietet, den Kopf nicht hängen.
Mit wacher Kopf und viel Humor geht er durchs Leben und kann andere Leute noch viel Schenken.
Was für ein Typ.
Jetzt kann er jeden Tag bei der Arbeit von seinem Wohnzimmertisch auf seinem Motorrad schauen!
Und wenn er große Sehnsucht hat, kann er mal drauf sitzen und träumen.
Einmal zuhause habe ich mein NTV- Reservetacho mit den Sevenfifty- Innereien und Kabelbaum Umgebaut.
Das Gehäuse ist fast identisch, so geht demnächst auch dieses Teil wieder auf Reisen und kommt an Kais Sevenfifty.
Und vielleicht starten wir das Teil eines schönen Tages wieder und fahren eine Runde....
Es freut mich ganz besonders, dass Kai und sein Mopped wieder unter einem Dach leben!