Moin Leute,
ich hoffe ihr alle habt Weihnachten gut überstanden, ohne allzu deutliche Gewichtszunahme.
Vor einem guten halben Jahr habe ich mir eine MC33 zugelegt. Damals habe ich auf eine Announce bei Kleinanzeigen reagiert und weil die Dinger echt selten sind etwas gemacht was man nie tun sollte. Nämlich blind Geld überwiesen. Wie immer befindet sich das was man gern haben möchte am anderen Ende der Republik. In meinem Fall südlich von Mainz.
Die Maschine war laut Verkäufer natürlich un- und umfallfrei und auch sonst im Bestzustand. Was sonst. Außerdem war das Moped nochmal in der Werkstatt bevor es verkauft wurde, damit sie anständig läuft.
Als ich die kleine 250er abholte sah das Ganze dann doch etwas anders aus. Der Verkäufer verwies mich an einen befreundeten Weinbauer, der mir die Maschine übergeben sollte. Schon von weitem sah ich Kratzer am rechten Motordeckel, der Fußbremshebel war verbogen, sowie der Lenker leicht krum und weitere kleine undramatische Kratzspuren.
Der Weinbauer war ein tiefentspannter Typ, der mich sofort ein ein Gläschen vom soeben geernteten Wein einlud. Zugegebenermaßen sah auch ich danach alles etwas entspannter. Leider mußte ich das zweite Glas dieses göttlichen Gesöffs ablehnen, da ich noch einen langen Weg bis nach Merkeltown hatte.
Nach etlichen Startversuchen lief das Moped wie der sprichwörtliche Sack Nüsse. Standgas kannte sie leider nicht, was dazu führte das man sie im Stand bei Laune halten mußte. Das wiederum führte an Ampeln im Berufsverkehr unweigerlich dazu das man von anderen Verkehrsteilnehmern immer fragend angesehen wurde. Kein Wunder in Zeiten vollelektronischer Motorsteuerungen kennen die Menschen ja keine Vergaserprobleme mehr. Geschweige denn einen Vergaser.
Da der Akku auch ziemlich platt war, waren Neustarts auch nicht gerade beruhgend. Zumal bei den Japanern bei eingeschalteter Zündund auch gleich das ganze Licht angeht. Warum das so sein muß wissen wohl auch nur die Schreibtischpiloten.
Erst ab mittlerer Drehzahl benahm sich der Triebzwerg einigermaßen und man konnte die Qualitäten des Motors erahnen. Mit jedem Kilometer lief sie etwas besser, was darauf schließen ließ das die Vergaser etwas Liebe bedurften.
Nach fast 700 km war ich froh zu Hause zu sein. Die Kleine hat mich trotz ihres miserablen Pflegezustandes brav Heim gebracht. Eine echte Honda halt.
Nachdem ich die historischen Erstausrüsterreifen ausgetauscht habe, die Vergaser im Ultraschallbad gereinigt und frisch eingestellt wurden erkannte man die Kleine kaum wieder. Übernommen habe ich sie mit 14tkm. Mittlerweile hat sie 20.000km auf dem Tacho und ich bin hochzufrieden. Der Motor läßt sich trotz des geringen Hubraumes in unteren Drehzahlen recht schaltfaul bewegen, dreht aber wie am Gummiband gezogen hoch wenn man es fordert. Drehzahllöcher kennt der Motor nicht. Er dreht so gleichmäßig hoch das es schon fast langweilig ist. Was mir zum absoluten Gück fehlt bei dem Moped wären etwa 10PS mehr.
Leider hat bei der Konstruktion des Fahrwerks der Rotstift regiert. Die Dämpferelemente hätten etwas wertiger sein dürfen. Ich komme bestens zurecht mit der weichen Auslegung, aber in schnellen Kehren kommt man doch recht schnell an die Grenze. Schade eigentlich da das Gitterrohrfachwerk an sich sehr steif ist.
Der Verbrauch ist mit ca. 3,5 ltr im Stadtgewühl recht moderat und selbst wenn man es eilig hat fällt es schwer mehr als 4,5 ltr. durch die Gaser zu pressen. Das die VTR wieselflink ist und selbst im Berufsverkehr eine Menge spaß bietet da man überall durch kommt ist wohl auch klar. Die Sitzposition empfinde ich bei meinen 1,73m als ideal.
Meist etwas irritiert an Ampeln schauen allerdings die Ducati Monster Fahrer herrüber.
Einziges Zubehör das ich mir gegönnt habe ist eine 12V Steckdase und eine kleine PUIG-Scheibe, die eine ca. 15km/h höhere Endgeschwindigkeit gebracht hat.
Jetzt braucht es nur noch eine NTV bzw. eine Hawk im Stall, damit man auch entspannt zu zweit fahren kann. Dafür ist die Kleine einfach nicht gebaut worden.
Fazit:
Ein echt tolles Motorrad mit absolut ausreichenden Fahrleistungen bei dem man ständig ein breites Grinsen unter dem Helm mit sich führt. 
