Bei der Diskussion um Sicherheit sollte man wie immer die Praxis nicht vergessen. Es ist zwar richtig, dass die kinetische Energie und damit eventueller Impact mit der Geschwindigkeit quadratisch ansteigt (der Verbrauch aufgrund des Luftwiderstands im Übrigen eher kubisch), aber was bringt einem das Argument denn wirklich, wenn es in sehr vielen Staaten mit Tempolimit trotzdem mehr Unfalltote auf Autobahnen als in Deutschland ohne Tempolimit gibt?
Nur weil wir uns diesen Zusammenhang nicht intuitiv erklären können, ist er nicht irrelevant. Ich habe 2014 bis 2018 rund eine Million Kilometer auf allen möglichen Autobahnen verbracht und meine Beobachtung ist, dass die Deutschen aufgrund ihrer spezifischen Autobahn-Situation im Vergleich einfach relativ aufmerksam fahren. Das mag jetzt auf den ersten Blick seltsam erscheinen, wo doch immer mehr über Respektlosigkeit schwadroniert wird. Aber meine Erfahrung ist eben, dass die meisten Hau-Ruck-Fahrer zumindest bei der Sache sind.
In der Niederlande selbst mag das Fahren zwar sehr angenehm (bzw. auf Dauer eher langweilig) sein, aber es waren überdurchschnittlich viele Niederänder, die mich in Deutschland beinahe durch vollkommen willkürliche Spurwechsel umgebracht haben, weil sie sich diese Unart systematisch angewöhnt haben und bei 100-120 einfach pennen - in ihrem eigenen Land funktioniert das immerhin ja auch.