Die ganze Diskussion bzw das Problem hier ist mal wieder, man verzeihe mir die Platitüde, typisch deutsch. In Italien fährt jeder, wie er will, aber guckt dabei nach den andern, und das funktioniert wunderbar. In Frankreich genauso. Und selbst die Schweizer sind lockerer, was andere Verkehrsteilnehmer angeht, allerdings eher weil die Schweizer selbst eher zurückhaltend sind.
Nur in Deutschland muß jeder auf seinem Recht bestehen und schimpft dabei "auf die anderen". Ich persönlich fahre sowohl Rad, Moped als auch Dose, bin früher viel Traktor gefahren auf dem Hof meines Vaters bzw. drumrum. Immer gab's irgendwelche Idioten, die meinten, ihr Vorrecht durchsetzen zu müssen. Sei's, ob man mit dem Traktor und dem vollbeladenen 40-Tonner hintendran bergauf anhalten muß, weil irgendein Autofahrer sich zu fein war, mal auf dem Feldweg(!) ein wenig aufs Bankett auszuweichen. Kampfrennradler, die stur auf der Landstraße fahren, obwohl nebendran ein bestens ausgebauter Radweg verläuft (der sogar noch besser geteert ist als die Landstraße!). Und das am liebsten noch zu zweit oder dritt nebeneinander. Autofahrer, die einem im Stau absichtlich den Weg versperren, damit man mit dem Moped nur ja nicht durch die Rettungsgasse(!) kommt und sich "vordrängelt". Kradisten, die einen waghalsigst überholen, anstatt bis hinter Kurve zu warten, wo man gerne bereitwillig Platz gemacht hätte...
Wie gesacht, in andern Ländern, vornehmlich Frankreich und Italien, läuft das alles entspannter. Da drängeln sich die motorisierten Zweiräder an den Dosen vorbei - bei Gegenverkehr - und keiner regt sich auf. Im Gegenteil, da wird dann sogar noch soweit wie möglich Platz gemacht. Umgekehrt bleiben die Kradisten dort auch lieber mal hinter einem Auto, statt um jeden Preis nun doch noch zu überholen. Und da's dort eh kaum nennenswerte Radwege gibt, regt sich auch keiner über die Radfahrer auf, die zwangsweise auf der Straße fahren, aber seltsamerweise den fließenden Verkehr kaum behindern.
Und um mich mal zu outen: In der Stadt, zumindest hier in Mainz, fahr ich auch seltenst auf dem Radweg. Erstens sind die Radwege hier so scheiße, daß man ständig irgendwo anhalten muß, Hindernisse mühsam umfahren muß, ständig Bürgersteige hoch und runter muß, zweitens sind viele Radwege auch oft zugeparkt und drittens bin ich mit meinem Rennrad meist mindestens genausoschnell wie die Dosen. Und auch ansonsten lege ich die Verkehrsregeln eher kreativ aus. Aber: Ich gehe immer davon aus, unsichtbar zu sein, und verhalte mich auch dementsprechend.
Gruß Erik