"der Wind steht schief, die Luft aus Eis..."

  • Es ging mal wieder ins Sauerland, irgendwann im März. der Wetterbericht versprach Temperaturen um den Gefrierpunkt und Seitenwind. Klar, ich hätte auch mit dem Auto zu meiner Freundin und jetzt Ehefrau fahren können, aber ich hatte Geburtstag. Und dazu gehörte eine Motorradtour. Basta.


    Die Hinfahrt über 480 km verlief dann in der Nacht auch etwas unterkühlt, aber störungsfrei. Sogar die Rennleitung hatte ein Einsehen, bewachte mein Motorrad, als ich austreten musste und beim Männer-Pipi an einem Baum auf der Raststätte erwischt wurde. Ich wollte halt mein Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen, eine Argumentation, der die Herren ( damals noch in Förstergrün) durchaus Verständnis entgegenbrachten. Also warteten wie geduldig, bis ich nach einem heißen Kakao wieder meine 'Finger spürte und aufsattelte. Gut eingeklemmt zwischen Tankrucksack und einer längs montierten Gepäckrolle ging es weiter. Glatt war es dann nur in Winterberg, die nächsten Tage wurde es wärmer und recht trocken. Nur natürlich nicht am Tag der Abfahrt:


    "Starke Regenfälle und Sturm bis Winstärke 11" orakelten die Wetterfrösche, die sonst nicht mal das Wetter vor dem eigenen Fenster definieren können. Doch dieses Mal behielten sie leider recht...


    Auf teils überfluteten Straßen kämpften die Ente und ich uns Kilometer um Kilometer nordwärts, stets in leichter bis mittelschwerer Schräglage gegen den tosenden Wind liegend. Irgendwann bei Hannover wurde es besser, und schon seit Stunden sang ich den Grönemeyer-Song:


    " Der Wind steht schief, die Luft aus Eis, Wellen peitschen Sturm, Elemente duellieren sich, Du hältst mich auf Kurs, geleite mich heim...


    Mit "Du" war natürlich meine treue Ente gemeint.


    Erschwerend für die Spurstabilität war natürlich die längs auf der Sitzbank befestigte Rolle, die dem Wind eine wundervolle angriffsfläche bot. Aber "quer" erhöhte den Luftwiderstand, und außerdem war die Rolle so eine perfekte Rückenstütze.


    Rächen tat sich das Arrangement bei der Ausfahrt Volkspark bei Hamburg.... Dort war kaum Wind gewesen, also zog ich das Gas auf. Mit etwa 160km/h flogen wir auf der linken Spur dahin, bis uns ein Vorschalghammer in Form einer Windboe traf, unvermittelt und heftig. Wir stemmten uns dagegen, sinnlos. In Schräglage glitten wir von ganz links bis ganz rechts auf die Abbieger-Spur... Zum Glück waren neben uns keine Fahrzeuge, die unseren Weg kreuzten.


    Von wegen: Du hältst mich auf Kurs....


    Wir fuhren notgedrungen von der Autobahn ab, sprachen uns kurz Mut zu und fuhren auf der anderen Seite wieder auf die A7, weiter in Richtung Norden...


    ...und besiegten sie und auch den Sturm.



    PS: Andere hatten nicht so viel Erfolg wie wir an diesem Tag: mehrere umgerissene Wohnwagen und LKW wurden abends in den Nachrichten gemeldet, dazu entwurzelte Bäume und abgedeckte Dächer... doch die Ente...veni, vedi vici, sie kam, sah und siegte. :love:



    Gruß
    Thomas

    Nach 5 Enten nun (fast) nur noch mit Kleinfahrzeugen unterwegs:

    Honda SH 300i und Royal Enfield Meteor 350.

    Ende Juni 2023 kam nun noch eine NC 750S DCT dazu, die nahezu perfekte Mischung aus Roller und Motorrad....

    Die Enten haben auf ewig einen Ehrenplatz in meinem "Schrein der guten Erinnerungen'".

    oio