Es war kurz nach dem Hausbau... die katzenklogrüne Ente teilte sich die fahrten mit einer Vespa, an der ich einfasch nicht vorbeigehen konnte. Eine PX80, grünmetallic, gerade 1600km gelaufen, die sich bei einem autohändler die Reifen plattstand. Denn die Versicherungsprämien für die 80er-Klasse waren damals astronimisch. Dadurch konnte ich sie dem Händler recht günstig abschwatzen und verpasste ihr einen 135ccm-Satz, mit dem sie dann auch im 4.Gang bösere Steigungen erklomm und nach Tacho in flachköpper-Haltung immerhin 100km/h...also ich sag jetzt mal schnell war. Dazu gab es damals revolutionär neue Heidenau-Reifen, die trocken und nass einen für Vespa-Verhältnisse unglaublichen Grip aufbauten. Mein Weg zur Arbeit führte über beschauliche, aber zumindest recht kurvenreiche Landstraßen und ich fuhr halt nach dem "alles-oder nichts-Prinzip, digital, Vollgas oder Vollbremse, dazwischen gab es nichts. Reichte natürlich nicht, um "richtige Motorradfahrer zu jagen, aber dann....eines schönen Sommerabends...
Meine italienische Boden-Boden-Rakete flog auf Anschlag über eine lange Gerade, als mich der Fahrer einer Suzuki SV650 überholte. Sein Kollege, ebenfalls auf einem solchen V2-Bomber unterwegs, meinte jedoch, den nötigen Sicherheitsabstand auf etwa 6 cm zu meinem Ellenbogen reduzieren zu müssen und zog mit sportlich hochgebogenem Nummernachild an mir vorbei....Attacke, schrien die 135ccm unter der rechten Seitenbacke um Vergeltung...und der Gott der Bodenhaftung war bei mir.
Am Ende der Geraden geht diese über einen Buckel, danach folgt eine talwärts geneigte rechts -links-rechts-Kombi, die ich ja jeden Tag befuhr. Also wusste ich, dass man auf dem Buckel nicht bremsen musste. Das Bremslicht des Möchtegern-Rossi vor mir jedoch zeigte mir wie ein Vollmaond bei Nacht seine Streckenunkenntnis. Ich hielt drauf, Gas auf Anschlag und in der zweiten Kurve überholte ich ihn INNEN, um dann auf dem Bahnübergang, der eigentlich der Cape-Canaveral-Abschußßrampe glich, einen satten 3-Meter-Sprung hinzulegen. Im nächsten Dorf musste ich an einer Kreuzung warten und sah im Rückspiegel, wie er auflief, um dann neben mir zum Stehen zu kommen. Grinsend klappte ich das visier hoch und brüllte ihm zu:
"Kennzeichen hochbiegen langt nicht, schnell musste sein..."
Im Gegensatz zu mir hat er die Geschichte bestimmt nicht weitererzählt....
Gruß
Thomas