Gabel unverspannt einbauen V 17.x

  • Gerade bin ich beim Einbau einer überholten / gepulverten Gabel und habe dazu die zahlreichen Threads hier im Forum gelesen.
    Dass man mit Cartridge-Umbau quasi direkt im 7. Himmel fährt, ist ja kaum zu überlesen, bzw. scheint das eine der wesentlichen Botschaften dieses Forums an die westliche Zivilisation zu sein.
    Für die einfachen Sterblichen, die aus marxistischen o.ä. Gründen bei der normalen Gabel bleiben wollen, gibt es nun diverse Threads, wo die Gabel-Entspannung erklärt wird, u.a.:
    Gabel verspannt
    Einstellmöglichkeit an Teleskopgabel nachrüsten


    Demnach ist die stabile Fender-aka-Gabel-Brücke eine mögliche Quelle der Verspannung, okay.
    Was spricht denn dagegen, die Gabel einfach erstmal ohne Fender einzubauen? - Dann wird doch durch diese Arbeitsschritte ein Verzug der Gabel vermieden:
    1. Achse bis Markierung (Nut), also Anschlag, links einschieben
    2. Klemmschrauben links anziehen
    3. Achse mit Schraube rechts leicht anziehen
    4. Klemmschrauben rechts, Achsschraube mit 60 Nm anziehen
    Danach bau ich die Fender-Gabel-Brücke spannungsfrei ein, also ggf. richten oder mit Pass-Scheiben.
    ABER: Warum soll zusätzlich die Achse in der (rechten?) Klemmung immer mal 1/10 verschoben werden (s. 2. Link) - also welche Kraft sollte das Tauchrohr bei Einhaltung dieser 4 Schritte noch in eine verspannte Lage gebracht haben?

  • Der Gabelstabi verspannt die Tauchrohre auch wenn die eigentliche Klemmung unten nach deiner Vorgehensweise tatsächlich spanngsfrei wäre. Ums ausdistanzieren kommst du so oder so nicht herum.
    Probier das mit den 1/10mm Schritten einfach, dann wirst du merken dass es meistens nochmal was bringt. Hab keine Lust das nochmal in allen Details zu erklären, hat was mit dem Laufspiel der Gabelholme zu tun und der Tatsache dass weder Standrohre noch Gabelbrücken 100% gerade sind. Wenn alle beteiligten Teile nämlich wirklich perfekt wären bräuchten wir die verschiebbare Klemmung gar nicht... logisch, oder?

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  • Ok, damit der Gabelstabi die Rohre nicht verspannt, baue ich den erst am Ende ein, mit Passcheiben ggf.
    Bei der Klemmung der Achse verstehe ich die Schritte in V2!'s Beitrag bisher nicht zu 100%.
    Mein Verständnis:
    Die Achse wird durch die 60-Nm-Schraube rechts mit diesen Teilen zu einer Einheit verspannt:
    > Rechtes Tauchrohr, Distanzhülse re, Rad-Innen-Lager, Distanzhülse in Tachogetriebe li, (Verdickung der Achse li) <
    Was man in 1/10 Schritten verschieben kann ist also das linke Tauchrohr auf der Achse.
    Das heisst je nach Einstellung wandert die Nut dort etwas rein oder raus.
    Korrekt?

  • Erstaunlich, da machen Zehntel wirklich spürbare Unterschiede.
    Man merkt es vor allem daran, wie weit die Gabel nach wenig eintauchen, also geringer Federkraft, wieder auftaucht.
    Und ich denke mal, dafür ist auch die Nut da, dass man Verschiebungen besser erkennt.
    Traurig, wenn das ab Werk so gedacht ist, dass es im WHB oder Reparaturhandbüchern nicht erwähnt wird.
    Bemerkenswert war bei mir auch, dass das beste Ansprechen nicht in der Stellung kam, welche das Tauchrohr von selbst einnimmt (wenn es gut auf der Achse beweglich ist), sondern etwa zwei Zehntel weiter innen; d.h. die Nut steht nun etwas hervor.

  • Nun haste wenigstens mal einen ersten Eindruck was gerade an der Gabel allein ein sorgfältiger und richtiger Zusammenbau ausmacht.
    Bei der Gabel selbst ist das Potential ähnlich.... ich werds niemals begreifen warum in WHBs weder über die Ausrichtung der Gleitringe noch übers entlüften oder gar über den unsinnigen, trockenen Einbau der oberen Gleitringe geschrieben wird.

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  • ich werds niemals begreifen warum in WHBs weder.....


    Das ist recht einfach.... zum einen richtet sich ein WHB an geschulte Mechaniker, zum anderen gibt es ergänzende Grundlagenwerke und zu letzt eine Berufsausbildung.


    Denn sonst würde ja alles was du (und andere) so nebenbei machst auch im WHB stehen.....

  • Das ist recht einfach.... zum einen richtet sich ein WHB an geschulte Mechaniker, zum anderen gibt es ergänzende Grundlagenwerke und zu letzt eine Berufsausbildung.


    Denn sonst würde ja alles was du (und andere) so nebenbei machst auch im WHB stehen.....


    ......nicht jeder hat Motorrad-Mechaniker gelernt wartet aber trotzdem sein Oldtimer-Gebrauchsmotorrad mit zuhilfenahme eines WHB selbst und das nichtmal schlecht, nur wenn man von der Technik/Mechanik wirklich keine Ahnung hat sollte man einfach die Finger von Bremsen, Fahrwerk und Motoreinstellung lassen. ;)

    scheen Gruaß Hans 😊

    JT: 2010 Bernkastel/ Kues/2011 Neidenberga/2012 Titisee + geile Sau-Tour/2013 Antweiler + blaue Zipfel/2014 Drangstedt/2015 Neidenberga/2016 Creglingen/2017 Weidenbach + Heuabschiedstour/2018 Neidenberga/2019 Drangstedt/2021 Weidenhof-Herbsttour/2022 Heidenheim + Weidenhof Herbsttreffen/2023 Weidenhof-Herbsttreffen

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  • Nee Manfred, ganz so seh ich das nicht.
    Ich erschreck eigentlich immer über Gedankenlosigkeit und manchmal sogar Lernresistenz (das haben wir schon immer so gemacht) selbst unter Fachleuten. Hab ich so oft erlebt dass ich irgendwann aufgegeben habe.
    Machts denn wirklich mehr Arbeit z.B. einen oberen Gleitring so auszurichten, dass die Trennstelle im druckentlasteten Bereich liegt?
    Oder das Gabelöl einzufüllen BEVOR die Siris eingetrieben werden und zu warten bis das Öl im Inneren des Tauchrohrs bis über den oberen Gleitring gestiegen ist. Denn nur so ist das wirklich entlüftet und der Ring kann nie mehr trocken laufen. Völlig banal wenn man mal drüber nachdenkt.... trotzdem tuts niemand.
    Genau wie das hier beschriebene ausrichten der Gabelholme. Da wird dann an der Bremse gezogen und eingetaucht, dabei müsste jedem klar sein dass der Bremssattel den Holm mit Leichtigkeit 1-2/10mm aus der richtigen Position drückt weil er niemals perfekt reibungsfrei sein kann. Nun bin ich mir im Klaren darüber WER da im einzelnen an Mopeds schraubt, auch was sogenannte Fachleute betrifft. Ich denke, man verzeihe mir die Deutlichkeit, die Minderheit begreift wirklich was sie da tun und warum... und daher brauchts dann eben detailierte Anweisungen... mit der Resthoffnung dass sie dann einfach machen was da steht, auch und gerade wenn sie nicht verstehen warum sie das so tun sollen.
    Ich könnt mir den Kopf heißreden(schreiben) zu solchen Themen. Du selber kennst das ja auch, ich hab im Netz mit Freude dutzende Beiträge von dir zum Thema LKL (Federscheibe/-waage) gelesen.
    Unendliche Geschichten von Michael (ohne) Ende.

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  • Michael, deine Worte lese ich wohl und verstehe sie auch.... bin im Geiste sogar bei dir.....


    Du denkst es dir sicher schon... gleich kommt das ABER....


    1. Mechaniker sind gezwungen die Leistungen aufgrund der Kundenvorgaben (Preiserwartung) in möglichst kurzer Zeit zu erbringen. Ich hatte früher eine Handvoll verlesene Kunden, denen der Preis egal war - die wollten es nur perfekt haben. Bei einem solchem Kunden macht "Perfektionismus" Spass, denn die Leistung wird vergütet. Der Rest der Kunden ist schon sauer wenn die Inspektion 5 Minuten länger dauert, als es der Werksvorgabe entspricht. Aber dann darf man sich nicht wundern wenn das Ventilspiel so gemessen wird, dass es noch in der Toleranz liegt..... (hätte man auch auf den oberen Toleranzwert einstellen können)


    2. Wie bei jeder Tätigkeit gibt es Mechaniker die einen Beruf haben und Mechaniker die einen Job haben.....


    3. "Berufene" bilden sich fort..... lesen, sprechen, gucken.... auf Messen siehst du die Jungs bei den Mopeds lange unten knien, wie sie Schweißnähte anschauen..... die siehst du bei Rennen in den Boxen wenn der Öhlinsmann schraubt.... das macht niemand der einen Job macht.


    4. 98% der Kunden merken keinen Unterschied ob sie etwas "perfektes" oder schnell dahin geschludertes bekommen..... Wer heute noch mit einem BT45 auf der NTV zufrieden ist, dem ist das auch völlig egal ob die Gabelführung "trocken" läuft..... wer erst beim TÜV ein defektes LKL merkt, dem fällt ein falsches Gabelöl nicht auf.... wer nie den Negativfederweg kontrolliert hat... warum soll ich solche Menschen mit "perfektem" beglücken.


    5. Es gibt eigentlich zu jedem "perfekten" Punkt eines Motorrades etwas zu lesen.... über Vergaserabstimmung.... usw. usw. usw. die Mühe macht sich doch heute kaum jemand danach zu suchen (dann würde er finden)


    6. Hast du mal Mechanikern zugeschaut, wann die Mechaniker in ein WHB schauen..... erst dann wenn sie nicht weiterkommen. Kaum haben die Jungs eine Getriebewelle zerlegt wissen sie nicht mehr, welche Scheibe wo hngehört (ist eigentlich ganz einfach). Kommst du mit einem defekten Kardan in eine HH Werkstatt, kann dort keiner vernünftig ausdistanzieren.... so wie hier im Forum wird dann empfohlen doch etwas gebrauchtes einzubauen....


    Solange es keine Kunden gibt, die das "Perfekte" bezahlen wollen... solange wird es das "Perfekte" nur in Nischen geben. Einer der Gründe weshalb ich in der Motorradbranche nicht mehr tätig bin.


    Gelegentlich werde ich gefragt ob ich nicht mal eine Inspektion machen würde.... auf die Ansage dass er mir doch einfach mal einen 1000er vorab überweisen soll (hätte nichts mit der Rechnung zu tun, die würde schon anders aussehen - zumindest meistens....) höre ich nichts mehr davon.... Denn es geht den Jungs nicht um das "Perfekte" sondern das "Billige" - dafür verwende ich keine Minute meiner Freizeit...

  • ManfredK
    .....dieses Thema hier aussen vor,
    wo du hier alles in Frage stellst ( wie z. B. NTV, CBR-Cartridge, Reifen, unzufriedene unwissende oder dumme Kundschaft) würde mich nun echt interessieren wie dein aktuelles Motorrad heißt aussieht! :whistling:

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  • Völlig klar Manfred, praktisch jedes deiner Argumente kann ich nachvollziehen und weitestgehend auch unterschreiben.
    Dennoch, ich rede ja nun gerade von den Fällen wo ein anderer Ablauf ohne nenneswerrten Mehraufwand ein besseres Ergebniss brächte.


    Die "Feinarbeit" ausdrücklich außen vor, das ist unter heutigen Umständen kaun noch bezahlbar und wird auch, wie dus ja auch selber schreibst, von den wenigsten Kunden überhaupt bemerkt.
    Mein "Fetisch" sind nun mal Gabeln, u.a. auch weil an keiner anderen Stelle mit so lächerlichem Aufwand spürbare Verbesserungen erreicht werden können bzw. bei Seriengabeln eher die Verschlechterungen vermieden werden könnten. Zumal sich das untern Strich in dem Fall sogar rechnet, eine spannungsfreie Gabel verschleißt eben auch weniger, hochwertige Simmeringe halten zumindest im Schnitt auch länger, etc.


    Von sowas schrieb ich:

    Machts denn wirklich mehr Arbeit z.B. einen oberen Gleitring so auszurichten, dass die Trennstelle im druckentlasteten Bereich liegt?
    Oder das Gabelöl einzufüllen BEVOR die Siris eingetrieben werden und zu warten bis das Öl im Inneren des Tauchrohrs bis über den oberen Gleitring gestiegen ist. Denn nur so ist das wirklich entlüftet und der Ring kann nie mehr trocken laufen.

    Da gibts keine Argumente dagegen, gar keine.

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  • Ich denke da hast du was missverstanden Hans.

    Michael, ich habe da nichts mißverstanden, hatte geschrieben dieses Thema aussen vor, es geht mir generell um ManfredK`s Kritiken zu mehreren Themen, darum würde ich gerne ein Bild von seinem aktuellen Mopped sehen!

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  • Machts denn wirklich mehr Arbeit z.B. einen oberen Gleitring so auszurichten, dass die Trennstelle im druckentlasteten Bereich liegt?
    Oder das Gabelöl einzufüllen BEVOR die Siris eingetrieben werden und zu warten bis das Öl im Inneren des Tauchrohrs bis über den oberen Gleitring gestiegen ist. Denn nur so ist das wirklich entlüftet und der Ring kann nie mehr trocken laufen.
    Völlig banal wenn man mal drüber nachdenkt.... trotzdem tuts niemand.

    Banal ist das erste nicht gerade, das zweite gar nicht mehr.
    Also da braucht es Erfahrung und den Wunsch, zu verstehen, dann kommt man auf solche Dinge.
    In der KFZ-Mechaniker-Lehre dürfte das auch nur in Ausnahmen vorkommen, wenn der Meister mal selbst ein begeisterter Mechaniker ist.
    Beides gehört IMHO ins Werkstatt-Handbuch, denn weder Hersteller noch Werkstatt profitieren davon, wenn die Gabel suboptimal arbeitet.
    Grundsätzlich ist mir schon lange klar, dass für Zuverlässigkeit und gutes Fahrverhalten - bei alten Maschinen - immer der Fahrer selbst verantwortlich ist, in der Werkstatt wird im Zweifel gehuddelt.


    Frage - wenn der Siri wie im WHB beschrieben erst eingesetzt und dann Öl aufgefüllt wurde - wie kann man die Luft oben nachträglich entfernen?

  • Frage - wenn der Siri wie im WHB beschrieben erst eingesetzt und dann Öl aufgefüllt wurde - wie kann man die Luft oben nachträglich entfernen?

    Eigentlich gar nicht.
    Im Betrieb nimmt das Standrohr aber immer Öl "mit", es bildet sich da ein Öl-Luftgemisch. Das passiert übrigens auch bei "meiner" Methode, denn beim eintreiben nimmt der Siri auch wieder Luft mit. Ok, es gibt ne Hardcorelösung das zu vermeiden, aber da steht das Schadensrisiko in keinem Verhältniss zum Nutzen, werd ich deshalb hier nicht beschreiben. Genau deshalb wartet man aber auch bis das Öl über dem Gleitring austritt, selbst der Metall-Distanzring über dem Gleitring darf "schwimmen". So bleibt in jedem Fall immer eine ausreichen Minimalmenge an Öl am Gleitring.


    Akute Sorgen muss man sich beim "Trockeneinbau" nicht machen, so laufen schließlich zig Tausende von Gabeln problemlos. Der "Nasseinbau" macht aber keine Arbeit und schlechter ists auf keinen Fall und daher im Fall eines Siri-Wechsels der Weg der Wahl.


    Was die Werkstätten betrifft hat Manfred alles zum Thema gesagt.
    Die "pfuschen" gerade bei den modernen USD-Gabeln oft in bester Absicht, der Zeitunterschied zwischen "naja, geht so und nach Füllmenge" und "so ists fachmännisch nach Ölstand" kann je nach Bauart locker 1,5h ausmachen... pro Holm wohlgemerkt. Macht also je nach Stundensatz mal eben plus/minus 2-300€. Das erklär mal einem Kunden....

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