Exzerpt Wintermotorrad

Da Mattes jetzt ein Wintermotorrad baut, habe ich Lust bekommen, mal eine Zusammenfassung von Erfahrungen dazu in einem separaten Thread zu schreiben.

Grundsätzlich:

• …ist es meine Haltung und enorme Winterliebe entsprechend dem Winter mindestens einen Monat im Jahr radikal zu entfliehen und in die Sonne Motorrad zu fahren. Geht leider wg. dem blöden Krönchengedöns nicht.
• Ich habe schon seit etwa 10 Jahren ein Wintermotorrad, aus dem einfachen Grund weil ich meine gute Motorrader im Winter nicht verhunzen möchte.
• Unser Körper ist nicht für diese Eiseskälte auf einen Motorrad geschaffen, sonst hätten wir alle üppige Fettpolster und ein dickes Fell!
• Ich bin eine Memme was Kälte angeht! (und wann sonst erzähle ich euch nicht!)

Da ich auch beruflich Motorrad fahre, solange es nicht droht glatt zu werden, und ich gesehen habe was Salz im Winter mit einem Motorrad anstellt, habe ich mich damals dazu entschieden ein separates Motorrad dafür um zu bauen.

Basis für ein Wintermotorrad: ein zuverlässiges und billiges Alltagsmotorrad ohne besonders gutem Aussehen. Ergo eine Honda!

Aussage hierzu: Wintermöpp und Ästhetik passt nicht zusammen!!

Voraussetzungen:

• Winterreifentauglich
• Möglicherweise Wetter- und Kälteschutz schon vorhanden
• Stabile Stromversorgung
• Gute, dosierbare Bremsen (ABS wäre nicht schlecht)
• Lieber Guss- als Speichenräder

Ich habe dazu vor etwa 7 Jahren meine Alltagsalp erkoren, und sie für den Winter präpariert.

Sie lebt noch immer! (Gott, ist die Hässlich...)

Präparation des Wintermöpp:

• Bewährt haben sich möglichst große Handschützer aus dem Enduro Bereich, um die Kälte von den Händen fern zu halten. Leider gibt es diese kaum noch zu kaufen.
• Griffheizung! Ich fahre seit 30 Jahren an alle meine Motorräder meistens Daytona oder Saito Griffheizung. Die letzte Version Daytonas an meiner BMW, vor 3 Jahren gekauft, sind von der Heizleistung her prima, du verträgst höchstens die Zweite von vier Stufen, darüber verbrennst du dir die Handpalmen!! Großes Manko ist dass die Griffe leider aus einem sehr harten, glatten Gummi sind mit nur kleine Nöppchen, die leider nicht griffig genug sind. Ich nutze Griffheizung über das ganze Jahr, sobald es im Sommer kalt wird ist es gut sie zu haben. Und… wir werden nicht jünger, wer im Alter weniger Chance auf Rheuma haben will, braucht immer warme Hände! Hier unten die ältere Modelle, mehr Griff und auch gut in der Funktion!

• Lenkerstülpen: ich habe welche gekauft und so verändert, dass ich sie schnell auf und abbauen kann. Dazu benutze ich Prym Druckknöpfe. (siehe auf dem oberen Bild!)
• Sturzbügel, möglichst ausladend! Ideal auch um evt. Beinschutz an zu bringen und die Beine/ Füße bei kleinen Ausrutschern und Auffahrunfälle (hatte ich vor einigen Jahren) zu schützen.
• Verkleidung: Möglichst großflächiger Windschutz von unten bis oben – gib „goodlooking“ keine Chance!
• Reifen: Es gibt in Deutschland seit 2017 kein Winterreifenpflicht für Motorräder mehr. Das Alpine- Symbol muss also nicht auf einen Reifen vorhanden sein, du darfst mit Sommerslicks frisch in den Winter hineinfahren!! Für den Winter schwöre ich mittlerweile auf die Heidenau Scouts. Sie haben einen sehr guten Gripp in den Kurven, bei Nässe und Kälte. Sie kommen mit meinem, manchmal doch rabiaten „Harikiri“- Kurvenstil sehr gut klar, selten ein Gefühl von Schwammigkeit! Klar ist natürlich: Straßenreifen liegen ruhiger und machen vor allem weniger Lärm. Einziger Nachteil ist dass die Schmaleren Hinterreifen, ich bin bis jetzt nur die 120er bis 130er breite gefahren, sehr schnell verschlissen waren. Meine 130er auf der 1000er Kuh waren nach 6500Km Pampa schon am Ende, während ich vorher mit Michelin Anakees 16.000 mit einem Hinterradreifen geschafft habe. Dafür kostet ein Set für die Alp nur um die 140€. Für die NTV gibt es Hinten die 150/70-17, vorne gibt es diese leider nur in der Größe 120/90-17 , deshalb braucht man eine eigentlich eine breitere Vorderradfelge. Mattes hat das so gelöst, siehe sein Thread „solide Winterente". Gussräder sind da deutlich von Vorteil, durch eine Schicht wachs oder Teroson lassen sich die Felgen einigermassen schützen.

• Licht: möglichst gut und viel für Fahrten morgens und abends. „Im Dunkeln wird nicht gekunkelt“
• Windschild vorne; ich persönlich stehe auf schmalgebaute Verkleidung mit hohe Scheiben, das finde ich an der Transalpverkleidung so genial!
• Beinschutz: an meine Transalp habe ich einen leichte Beinschutz gemacht aus Riffelgummi und Aluminium Leisten. Heute würde ich dicker LKW- Plane nehmen, gibt’s in unterschiedliche Qualitäten und Farben billig als Reststücke beim LKW- Planen Hersteller. Bei der Transalp ist das geradezu ideal, weil die Kühler seitlich des Rahmens in Höhe der Knien sind! So kann ich mitten im Winter in Jeans zum Einkaufen fahren, ohne kalte Knien zu bekommen. Auch längere Strecken sind so angenehm zu bewältigen. Ich habe den Schutz bis unterhalb der Fußrasten weitergezogen, um die Füße einigermaßen trocken zu halten.

• Möglichst keine Speichenräder: Leider eine der Nachteile der Transalp – das Salz schlängelt sich an den Speichen entlang ins Innere der Alufelgen und fängt ihre zerstörerische Arbeit da erst recht an. Ich habe in Laufe der Jahre einige Radsätze in den sicheren Tod getrieben. Der Salz arbeitet sich unter die Eloxierschicht und verwandelt festes Aluminium in Pulver, sehr gefährlich!!
• Licht ist alles!!!: Ich finde starke Osram oder Philips H4- Birnen klasse, zusammen mit einen guten und vor allem nicht durch Alter schon matten Reflektor sorgt das schon mal für gutes Licht. Beispiel:„Philips RacingVision H4 bis zu 150% mehr Licht“ in der Bääh 2 Stück für 18,30€. In Doppelpack für Autos sind die oft viel billiger als die Einzelne fürs Motorrad, die oft für nur eine Birne das gleiche kosten!! Dazu sagen muss man dass die Birnen oft nicht so lange halten wie die Altherkömmliche von Honda, die fast ein ganzes Motorradleben halten können.
• China- LED- Hauptscheinwerfer sind auch ein gute Möglichkeit die Nacht zum Tag zu machen. Siehe dazu auch den Mattes Thread zu besserem Licht an der Ente!
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• Zusätzlich benutze ich, parallel mit dem Fernlicht geschaltet noch zwei kleine „Safego 2x 10W LED Strahler“, auch in der Bäääh 2 Stück für läppische 16,59. Da das Chinateile sind; einmal vor benutzung aufschrauben, Kabelausgang mit Silikon abdichten, Schräubchen einfetten und wieder montieren. Ich greife den Strom sofort am Hauptscheinwerfer am blauen Fernlichtkabel ab und schalte immer noch einen gut erreichbarer Kippschalter dazwischen. Somit ist es einen „Arbeitsscheinwerfer“ die man offiziell im Straßenverkehr nicht benutzen darf. Sie haben einen Abstrahlwinkel von 20 – 30°, ideal um die Seiten der Straße gut aus zu leuchten, vor allem in Kurven eine große Unterstützung! Ich habe diese Teile auch auf meiner letzten Südamerikatour an meine Kuh gehabt und die haben Tausende von Rüttelpistenkilometer überstanden, gute Qualität für kleines Geld!! Diese kommen demnächst auch an meiner Wildente!
• Hohe Verkleidungsscheibe: um auch den Oberkörper und Helm frei vom Kaltluftfön und Schneeblumen zu halten!
• PINLOCK Innenvisier, Doppelverglasung für den Helm, eigentlich immer ein Muss!
• Teroson Multi-Wax-Spray ist eine wunderbare Möglichkeit das Motorrad ein wenig gegen Salzfrass zu imprägnieren. Seit einigen Jahren sprühe ich Teile der Winteralp damit ein.

Für den gepamperten Weichei oder den beseelten und bebauchten Goldwingfahrer gibt es noch folgende Optionen:

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  • Handschuhheizung
  • Sitzheizung
  • Unterhosen und Hemden mit Heizung
  • Socken mit Heizung
  • Alles bestimmt per App steuerbar!
  • Ausfahrbare Schier an der Seite des Wintermöpps
  • Kettenantrieb
  • Trikeumbau oder andere behindertengerechte Motorradumbauten wie CanAm usw.
  • Oder einfach … Dosefahren! (zu dieser unrühmliche Weicheifraktion gehöre ich auch. Gut, dass keiner das weiß…)

So, jetzt seid ihr dran mit euren Ideen zum Idealen Wintermotorrad, aber bitte mit weniger Grammatikfählür!!

Grüße aus dem lebensgefährlichen Coronahochburg Solingen,

Floris