Hi.
Haltet mich für verrückt:
Die aktuellen Witterungsverhältnisse begeistern mich UNGEMEIN! Ok, es ist ein gewisser Nervenkitzel, durch Schneeregen zu fahren, kräftige Böen von der Seite zu verkraften und bei früher oder langer Dunkelheit im Visir nur die Lichtreflektionen des entegegenkommenden Verkehrs zu sehen ...
Das sind aber nicht die Gründe, weshalb ich 'relativ' gerne auch bei diesem November Wetter mit meiner Daisy über den Asphalt gurgle.
Vielmehr ist es eine sehr unerwartete und vielleicht auch 'übertriebene' Wahrnehmung: Bei diesem Wetter ist das Motorradfahren nicht anders als bei trockenem Wetter. Wie der gute "Bernt Spiegel" schon geschrieben hat: Die Physik bleibt die selbe! Was sich ändert, ist der rationale und irrationale Umgang mit 'neuen' Umständen oder sich ändernden Witterungsverhältnissen.
Natürlich passe ich meinen Fahrstil insofern an, dass ich Kurven langsamer und aufrechter durchfahre, als ich es tun würde, wenn die Strecke trocken wär. Allerdings hatte ich vor etwa 1 1/2 Wochen ein spannendes Schlüsselerlebnis:
Es regnete ganz fein, so dass sich ein Film auf dem Visir bildete, der wie eine geschlossene Milchglasscheibe alles Licht streute; das Wasser band sich nicht so ab, dass ich ohne Wischen über das Visir ein klares Sichtfeld bekommen konnt. Ich war mitten in einen starken Feierabendverkehr bei Pattensen eingebungen, der bei den erlaubten 70km/h über den Asphalt rollte. Es war dunkel.
Diese ganzen Faktoren sorgten dafür, dass ich kaum etwas von dem Asphalt gesehen hatte. Ich konnte mich im Grunde genommen nicht darauf verlassen, dass ich auf einem 'sicheren' Grund unterwegs gewesen war, da ich Bitumenspuren, Schlaglöcher, Laub, Rollesplitt und anderes schlicht nicht erkennen konnte. Nach StVO hätte ich im Grunde das Bike abstellen müssen und warten müssen, um eine den Sicht- und Fahrbahnbedingungen angepasste Fahrweise zu gewährleisten.
Ich bin (dennoch) einfach nur gefahren ... Kopf aus, für die anderen Verkehrsteilnehmer mit gucken, stets damit rechnen, dass diese mit einem Motorradfahrer nicht rechnen, also höchst defensiv fahren ...
... und am Ziel angekommen.
Als ich spät nachts dann nach Hause gefahren war, waren die Straßen leer. Also: Blendlicht auf und Strecke genauer angeguckt. Hätte ich auf der Hinfahrt gesehen, in welchem Zustand die Straße tatsächlich war, hätte sich mein Hirn unweigerlich eingeschaltet, so dass ich bei gemütlichen 40-50km/h die gleiche Strecke gefahren wär'. So hatte ich aber die Erfahrung gemacht, dass der Kopf wirklich manchmal ein sehr vorsichtiges Spiel mit seinem angehängten Körper spielt.
In diesem Fall kann ich sagen: eNTe gut, alles gut.
Das nehme ich jetzt natürlich nicht zum Anlass, gewagter bei solch widrigen Umständen zu fahren; oder unbekümmerter am Verkehr teilzunehmen. Ich nehme es aber als wertvolle Erfahrung mit, die mir zeigt, wie verlässlich die Mischung aus besonnenem sowie defensivem Fahren und zuverlässigem Bike sein kann.
Und das macht Spaß!
Übrigens mal gefragt: Ich versuche mich stets zu zeigen, weshalb ich auf gerader Strecke und bei mehreren Spuren stets relativ weit links in der Spur fahre. Meine Überlegung:
Kein gewagtes 'Reinschneiden' von überholenden Verkehrsteilnehmern, keine riskanten Überholmaneuver in meiner Spur und, sofern von rechts ein kreuzender Verkehr eingebunden wird, einfach mehr Platz für den Fall der Fälle. Ist das so richtig? Oder empfiehlt Ihr hier ein anderes Vorgehen?!?
Grüße
Mad