Mal wieder eine Ente

Zitat von Blackdriver

Bei der eNTe muss man den Schlüssel glaube ich etwas reindrücken.

Drücken geht, nur Drehen nicht . nicht einen Millimeter...und nein, kein Unfall, Lenkrad eingeschlagen...nur, um weiteren Mutmaßungen über eine etwaige Fehlbedienung meinerseits vorzubeugen

Wirklich blöd, das Ding!

GrußThomas

Ölung brachte auch keine Besserung. Werde damit leben müssen. Gibt ja Schlimmeres.

Jo, mit dem Bremsscheibenschloss macht eine richtige Erinnerungshilfe Sinn. Geht sonst schnell abwärts...

Gruß
Thomas

Entscheidungsnot...

Heute sollte es zu Tante Louise gehen. Also das Fach mit den diversen Fahrzeugschlüsseln geöffnet und kurz gegrübelt... ABARTH? Nö, ein Zweirad muss seine Teile und die Klamotten für den Fahrer schon selbst besorgen. Gut, die Sachen, die ich kaufen wollte, waren für den Reiter der Rösser bestimmt, sozusagen ein Patt.

Hm. Knifflig, knifflig.

Der Roller stand in der Pole-Position im Carport. Rausschieben, Anwerfen, los...aber...

Sonnenschein, dazu ein schlechtes Gewissen gegenüber der Ente, die schon wieder längere Zeit mehr Car-Port-Zierde denn Verkehrsmittel war.

Tankrucksack geschnappt, Roller ausgeparkt, die dicke Berta ( also die NTV) vom Ständer gewuchtet und vorsichtig am ABARTH vorbei ins Tageslicht gezirkelt.
Sie blinzelte etwas verschlafen in die Sonne, während ich den Tankrucksack auf ihr opulentes Spritfass warf, woraufhin sich dessen 6 Magneten mit einem harten "Klonk' an das Metall hefteten.
Kurz noch den "Vorfluter" am linken Lenkerende gezogen und das magische Knöpfchen gedrückt, schon meldete sich der V2 schiffsdieselnd zur Arbeit, etwa 20 Sekunden mit verschlafener Gasannahme ( das macht sie schon seit dem Kauf, wenn sie länger gestanden hat).

Auf den ersten Metern ein Gefühl der Schwere. Doppeltes Gewicht im Vergleich zu meinem "Pendler-Pocket-Rocket" ( Honda Vision110), die Kupplung noch fest von der Kälte der Nacht. Behutsam fanden wir auf den ersten Kilometern Landstraße wieder zueinander, die alte Dame und ich.
Mit steigender Temperatur der Betriebsstoffe und der Reifen wurde alles wieder müheloser, runder, lustvoller. Wir genossen die wärmende Kraft der Sonne, die besser werdende Verzahnung der T31 mit dem Asphalt, die nun sanfter rastenden Gänge, das voluminöser werdende Bollern aus dem kurzen Lauf, ließen uns vom Drehmoment der unteren Bereiche davonspülen. 100km/h bei 4000 Touren, da dreht die Vision schon am Limit in Dimensionen, die der Ente völlig fremd und sinnlos erscheinen.

Stolz stand sie dann schließlich da, direkt vor dem Eingang von 'Tante Louise, so dass wir uns im Blicke behalten konnten.

Freuten uns schon auf den gemeinsamen Heimweg, dieses Mal auch über ein Stück Autobahn, die unseren Vorwärtsdrang allerdings auf 120km/h begrenzte.

Natürlich fiel es schwer, die Ente im Zaum zu halten, natürlich wollte sie galoppieren nach der langen Zeit im Stall. Doch ich zog zu ihrem Ungemach fest die Zügel, bis wir auf die Ausfahrt rollten. Im Spiegel ein Mercedes, der keinen Abstand hielt, warum auch immer.

Den stellte die Ente wieder her... selbstständig, ich nur Statist auf diesen Metern...lange geradeaus, dann tief abgewinkelt, im Zweiten voll am Gas...herrlich. An der Kreuzung leider Verkehr. Wir warteten, etwas länger als nötig, um ein wenig Abstand wahren zu können zu dem passierenden Vordermann. Mürrische Blicke vom Volant des Sternentreibers, der nun wieder aufgeschlossen hatte.

Dann folgte die Vernichtung.... Nach ein paar Wochen Roller entspricht die gefühlte Beschleunigung einer alten Ente in etwa der eines Space-Shuttles...für den Mercedes reichte es sowieso...schnell war nach dem Abbiegen ein Sicherheitsabstand von mehreren hundert Metern hergestellt.

Zur Belohnung gab es einmal "randvoll".

Nun steht sie wieder satt und zufrieden im Carport, mit sich und der Welt im Reinen.

Soll doch die Vision die Drecksarbeit machen, die schönsten Touren gehören uns...selbst, wenn sie manchmal nur wenige Kilometer lang sind...

Gruß
Thomas

Okay, Rafera,

die erste Liebesgeschichte war eigentlich schon der Kauf der jetzigen Ente.

Hatte sie ja dereinst bei mobile.de entdeckt, nachdem meine Deauville die Flügel von sich gestreckt hatte.

Meine erste Feuerwehr-Ente war für mich auch etwas besonderes gewesen: Mit ihr war ich auf dem NTV-Treffen, für sie hatte ich den NTV- Song geschrieben ( einige Alt-Foristen mögen sich dunkel erinnern), sie hatte ich im strömenden Regen gekauft, nach einer Anfahrt über 230km mit meiner Vespa GT200, die für sie in Zahlung gegeben wurde...und später auf der Rückfahrt war strahlender Sonnenschein...irgendwie lustig...

Nun gut:

Eines schönen Nachmittags im September machte ich mich auf den Weg nach Hamburg, wollte Feuerwehr Nr. 2 live und in Farbe sehen.

Als ich dort endlich ankam, taten die Verkäufer zunächst beschäftigt, also suchte ich "meine" Ente...und fand nichts.

Nur ein paar Harleys, von denen ich nach meiner eigenen keine weitere weitere besitzen mochte, ein paar digitaslisierte Kettenfräsen aus dem neuzeitlichen Hondas-Programm, ein paar gut abgehangene Wetzeisen vom Schlage einer CBR600 und ein paar enduristisch angehauchte Hochsitze.

Aber nix Kardan, nix Kult, nix Jugenderinnerungen, nix V2. Verzweifelt ließ ich mich auf einer Irgendwas XY nieder und blickte traurig auf ein totes, weil stromloses LCD-Display. Der Hobel verriet im batterietoten Zustand noch nicht einmal die Menge seiner gesammelten Erfahrungen in Kilometern und schien mir schon dadurch ebenso unkommunikativ zu sein wie die fette XXL-Auspufftüte. Erste salznasse Tränen tropften aus meinem Antlitz auf die matte Display-Oberfläche, als ich eine Stimme vernahm: " Kann ich dir helfen?"

Ich wandte mich dem Verkäufer zu und winselte: "Habt ihr auch richtige Motorräder? Also welche mit Seele, Erfahrung, robust, langlebig, ehrlich im Wesen und klar in der Ausstrahlung? Gerne aus haltbarem und belastbarem Material? Aus der Zeit, wo Motorräder noch Motorräder waren und keine fahrbaren Festplatten mit zölligen Displays? Wenn ja, dann können Sie mir helfen."

Er hatte verstanden: " Äh, wir hatten wegen der NTV telefoniert, oder?"

Ich nickte ihm zu: " Fürwahr, doch sehe ich hier nirgends meinen Gral der Leidenschaft..."

Er eilte hinfort, um sie aus den Tiefen eines Lagers zu befreien( offensichtliche Sicherheitsverwahrung, klar, die besten Stücke konnte man nicht profan neben irgendwelchen Harleys positionieren. Werr sollte diese dann noch kaufen wollen...Geschickt, dieser Verkäufer, ohne Zweifel)

Dann stand sie da und der Verkäufer wollte sein Hohelied der Vermarktung anstimmen. Ich beschwor ihn, mich mit der roten Dame allein zu lassen und lieber die roten Nummern der Versuchung aufzutreiben und zu montieren.

Teil 2 folgt....

Schweigend standen wir uns gegenüber, sprachen kein Wort miteinander. Ihr eingestaubter Scheinwerfer blinzelte gegen das Sonnenlicht, wir tasteten uns ab vor diesem ersten gemeinsamen Ausritt, der einen Start in eine gemeinsame Zukunft darstellen konnte... oder eben nicht.
Schicksalhaft.

Gut, ich nahm erste Spuren ihres bisherigen Lebens zur Kenntnis: den leichten Rostbefall am Ständer ( ich sah ihn ihr nach, mein eigener ist nach 50 Jahren nun auch nicht mehr wie neu, aber eben wie ihrer dennoch funktionstüchtig),
die Kampfspuren an Gabel und Auspuff, die von einem ereignisreichen Leben zeugten...

Sie wiederum lächelte ein wenig und nickte zuversichtlich in meine Richtung, nachdem sie meine geringe Beinlänge taxiert hatte. Blöd war sie nicht, wusste, dass ein zu viel an Bein die Stimmung des ersten Dates hätte drücken können, nahm mit Freuden den Demio-Jet-Helm war, der mich wohl nicht als ausgewiesenen Heizer kennzeichnete.

Sie gab sich verlegen, als ich ihr an die Wäsche ging, Sitzbank und Seitenverkleidungen demontierte, um in ihr Innerstes zu blicken, während der Verkäufer ihr die Blechtafel anschraubte, im uns einen gemeinsamen Ausritt zu ermöglichen.

"Also die NTV...", fiel er uns mitten in die sensible Kennenlernphase.

"Pst", bedeutete ich ihm zu schweigen und ergänzte: " Wie lange haben wir Zeit, also die NTV und ich?"

"Ne Stunde", erwiderte er ein wenig genervt, mir nicht von den mir eh bekannten Vorzügen dieses großartigen Fortbewegungsmittels berichten zu dürfen. Unhöflich? Vielleicht. Aber ich wollte sie erleben, nicht den Verkäufer.

So nahm ich dann vorsichtig in ihrem Sattel Platz. Sie ließ es geduldig zu, auch dass ich ihren Choke-Hebel zog und den Startknopf drückte.

Grollend legte der V2 einen wunderbaren Klangteppich über den Hof, der andere Maschinen ehrfürchtig zu uns herüberblicken ließ, während wir auf ihren völlig überalterten, aber profilfrischen Reifen langsam in Richtung Straße rollten.

Ich meinte sie seufzen zu hören, als sie endlich wieder herbstwarmen Teer unter ihren Reifen spürte und wir im sanften Trab ihre Muskeln auf Wohlfühltemperatur brachten, um dann mit jedem Kilometer mehr ( trotz der alten Gummis) in einen gemeinsamen Flow zu kommen.

Ich lobte ihre Stärke, sie meine Zügelführung und meine sanften, jedoch bestimmten Gangwechsel.

"Lass uns mal fliegen", raunte sie mir zu und ich ließ ihr freien Lauf.

"Deine Schuhe sind Mist", entfuhr es mir, woraufhin sie zu nicken schien. Sie war nicht nur selbstbewusst und schön, sondern auch einsichtig, wusste um ihre Schwächen. Gefiel mir.

Wir kehrten vor Ablauf der vereinbarten Zeit zurück. Ich stellte sie ein wenig abseits, setzte mich neben ihr auf meinen Helm und hörte ihr beim Abkühlen zu, mit Blick in die Abendsonne.

Dann sah ich sie an:
"Wärst du eine Bachelorette, würde ich dir jetzt eine Rose geben."

"Und ich würde sie nehmen", erwiderte die Ente, einen Tick röter im Lack als noch Sekunden zuvor.

"Dann gehe ich jetzt mal zu dem Pferdehändler da drinnen, okay?"

Teil 3 folgt...

Er saß an seinem Schreibtisch und hielt ein Schwätzchen mit einem Kollegen aus der Werkstatt:

"UUUUUUNNND?"

"Wir gehören zusammen, die Ente und ich. Aber ....."

Dann folgte eine Liste mit den noch zu erledigenden Arbeiten, die selbst wie auch das Gesicht des Verkäufers immer länger wurde.

"Sie kennen sich mit dem Modell ein wenig aus, oder?"

" Wird Nummer 5. Aber jede von ihnen war einzigartig. So wie die vor der Tür."

Er verstand mich nicht, der Jüngling, offensichtlich geboren in der Zeit schnurloser Mobiltelefone.

Natürlich ist jede Ente anders:

Nummer 1, mein 1991er Kanada- Import war brandneu, der Motor völlig aus der Art geschlagen ( die ging mit Gepäck und Sozia 210km/h)
Sie war die "Ente der jungen Jahre, die mit den abgeschliffenen Angstnippeln unter den Fußrasten). Durch einen Streit mit meinem Vaster ging sie viel zu früh.

Nummer 2, Baujahr 1993, katzenklogrün, mit reichlich Wintererfahrung und 38tkm bei Kauf war halt katzenklogrün, hatte eben Rohrlenker, Monster- Windschild und ein riesiges Top-Case. Sie war Alltagshure, Tourenschiff und Kilometerfresser in Personalunion. Verkauft mit knapp 70tkm.

Nummer 3 war die Feuerwehr-Ente 1. Lied-Inspiration, Jahrestreffen-Begleiter, später abgeschnackt von einem guten Freund starb sie in Berlin leider den Unfalltod. Der Freund zum Glück nicht.

Nummer 4, Baujahr 1991, war die Urlaubsente, ein reparierter Unfallschaden, der mich eigentlich nur in den Urlaub nach Bayern bringen sollte. Sie blieb fast 2 Jahre und 25tkm. dunkelblau-metallic, weiße Felgen, Stummellenker, graue Sitzbank. Eigentlich die Schönste von allen.

Und nun Nummer 5, die "Revival-Ente".

Viele Vorbesitzer, aber geringe Laufleistung, Spuren der Jahre, jedoch leicht behebbar. Und nach der Kur des Händlers ( mit etwas zähen Verhandlungen) und ein wenig persönlichem Einsatz alltagstauglich und ansehnlich.

Jede Ente ist anders. Nicht nur wegen der Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Baujahre, sondern auch wegen der Geschichten, die sie mitbringen und die man mit ihnen erlebt.

In 20-30 Jahren wird das wohl auch der Verkäufer begreifen. Vielleicht.....

---ENDE---

Gruß
Thomas

Zitat von Potti

Klar, siehe hier , der Song hier : http://www.morawec.at/ntv/ntv_song.mp3

Schreibst Du denn jetzt für Deine Neue auch einen neuen NTV-Song ?

Kann passieren....:)